Versager
Vor fünf Jahren stürzten in Ägypten Demonstranten die Regierung. Diese Revolution gehörte zum so genannten „Arabischen Frühling“. Der brachte der Region allerdings keine Epoche politischer Blüte, sondern vielmehr eine grässliche Eiszeit, deren Ende nicht absehbar ist.
Nach zwei Revolutionen ist das wichtigste Land des Vorderen Orients wirtschaftlich in die Knie gegangen. Ägypten leidet unter dem Zusammenbruch des Tourismus, unter sinkenden Einnahmen aus dem Suez-Kanal und einem beschädigten Image seit dem Sturz des Islamisten Mohammed Mursi und der Machtübernahme des Militärs. Vor allem Letzteres kann so mancher Ägypter nicht verstehen. Man habe schließlich das Land vor denjenigen gerettet, die in Syrien, im Irak und in Libyen Bürgerkriege vom Zaun gebrochen haben. Kritik aus Europa am Sturz einer gewählten Regierung sieht man bestenfalls als Verwirrung an.
Und in der Tat: Die Orientpolitik des Westens war in den vergangenen zehn Jahren ein Desaster. Durch Unterstützung der falschen Kräfte und bewusster Destabilisierung der Ordnung ist sie maßgeblich mitschuldig am blutigen Chaos in der Region. Von solchen Versagern möchten dort immer weniger Leute gute Ratschläge hören.