Kein Gedanke an Heinz Rühmann
Witzige „Feuerzangenbowle“begeistert in Wilhelmshaven
Regie führt Landesbühnen-Intendant Olaf Strieb. Simon Ahlborn zeigte sich als perfekter Oberprimaner Pfeiffer.
WILHELMSHAVEN – Donnernder Beifall und reichlich Szenenapplaus: Regisseur und LandesbühnenIntendant Olaf Strieb hat in Wilhelmshaven eine spritzig-unterhaltsame Inszenierung mit viel Witz, Charme und Tempo auf die Bühne des Stadttheaters gebracht. Die Premiere der „Feuerzangenbowle“begeisterte das Publikum. Ein grandioses Ensemble, ein abwechslungsreiches Bühnenbild und der ein oder andere Knalleffekt ließen für einen Abend vergessen, dass es den berühmten Filmklassiker von 1944 mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle gibt.
Großes geleistet
So manch einem aus dem Publikum mag vielleicht die eigene Schulzeit in den Sinn gekommen sein, als die alten Herren bei einigen Gläsern Feuerzangenbowle beisammensitzen und über ihre Lehrer sinnieren, denen sie das Leben schwer gemacht haben. Dem Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer blieb dieses Vergnügen verwehrt – er wurde von einem Hauslehrer unterrichtet. „Dann sind Sie ja gar kein Mensch?!“, stellt ein Freund entsetzt fest. Also wird Pfeiffer einfach noch mal in die Schule geschickt.
Pfeiffer verschafft sich schnell Respekt in der Klasse, sowohl bei den Raufbolden als auch den Verlierern. Zusammen nehmen die Jungs ihre Pauker ordentlich aufs Korn, spielen Betrunkene in der Chemiestunde oder verstecken den Schuh von Professor Bömmel.
Das Ensemble hat an diesem Abend Großes geleistet. Allen voran LandesbühnenNeuling Simon Ahlborn. Als Johannes Pfeiffer muss er sich nicht vor einem Vergleich mit Heinz Rühmann scheuen. Im Gegenteil, er hat der Rolle seine eigene Handschrift verliehen. Charmant, geistreich und für jeden Spaß zu haben wirkt Ahlborns Pfeiffer auf der Bühne. An seiner Seite sind das Rabauken-Trio Julius Ohlemann als Rosen, Emanuel Jessel als Husemann und Philipp Buder als pubertärer Klassenstreber Luck.
Als Lehrer brillieren vor allem Helmut Rühl, dem die Rolle des strengen Professors Crey alias Schnauz mit großartigem Akzent („Sä sänd albern!“) wie auf den Leib geschneidert ist, und Johannes Simons als Bömmel. Aom Flury zeigt einen herrlich überforderten Direktor Knauer, während das Publikum mit Referendarin Eva (Johanna Kröner) sympathisiert. Ramona Marx mimt sowohl die resolute Witwe Windscheid als auch die etwas zerstreute Oberschulrätin souverän.
Strieb hat für seine Inszenierung tief in die Theatertrickkiste gegriffen. Selten fügten sich Umbauten so gekonnt ins Gesamtbild; geschickt wurden zu Tanzmusik der 20er und 30er Jahre Raum, Zeit und Wetter gewechselt oder ein erwachsener Schriftsteller in einen Oberprimaner verwandelt.
Fest für die Sinne
Und auch das Bühnenbild (Herbert Buckmiller) war ein Fest für die Sinne. Es ließ sich mit Leichtigkeit von einem Gaststättensaal mit glitzerndem Kronleuchter in verschiedene Klassenräume oder in Pfeiffers Kammer verwandeln.
Diese „Feuerzangenbowle“war ein Hochgenuss!
Karten: t 04421/94 01 15 P@ Alle Ð -Theaterkritiken unter www.NWZonline.de/premieren