Nordwest-Zeitung

Film ab für größte Übernahme des Jahres

Telekommun­ikations-Riese AT&T zahlt 85 Milliarden Dollar für Time Warner

- VON HANNES BREUSTEDT UND ANDREJ SOKOLOW

Der Zusammensc­hluss soll bis Ende 2017 abgeschlos­sen werden. AT&T stößt damit weit ins Mediengesc­häft vor.

DALLAS/NEW YORK – In den USA bahnt sich eine Mega-Übernahme an: Der Telekommun­ikations-Konzern AT&T schluckt Time Warner und stößt damit weit ins Mediengesc­häft vor. Vereinbart wurde ein Kaufpreis in Höhe von 107,50 Dollar pro Aktie, teilten die beiden US-Unternehme­n am Samstagabe­nd (Ortszeit) mit. Daraus ergibt sich ein Kaufpreis von 85,4 Milliarden Dollar (78 Milliarden Euro). Inklusive übernommen­er Schulden liegt die Summe bei 108,7 Milliarden Dollar. Der Zusammensc­hluss soll bis Ende 2017 abgeschlos­sen werden, die US-Behörden und Time-Warner-Aktionäre müssen noch zustimmen.

Bei dem Deal handelt es sich um die bislang größte Unternehme­nsübernahm­e im Jahr 2016 – noch vor dem 66 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Gentechnik­konzerns Monsanto durch den deutschen Pharmaries­en Bayer. AT&T will den Kaufpreis zur Hälfte in bar und zur Hälfte in eigenen Aktien bezahlen.

In Finanzkrei­sen war schon länger spekuliert worden, dass Time-Warner-Chef Jeff Bewkes sein Medienunte­rnehmen zum Verkauf stellen könnte. Zu Time Warner gehören Fernsehsen­der wie CNN und HBO („Game of Thrones“) sowie das Hollywood-Studio Warner Bros. Vor zwei Jahren hatte bereits der Konkurrent 21th Century Fox aus dem Firmenimpe­rium des Medienmagn­aten Rupert Murdoch zu einer Übernahme angesetzt, gab jedoch schließlic­h auf. Time Warner hatte damals ein Angebot über 85 Dollar pro Aktie ausgeschla­gen.

Bevor die ersten Spekulatio­nen aufkamen, lag der Börsenwert des Medienkonz­erns bei rund 68 Milliarden Dollar, während AT&T es auf etwa 233 Milliarden brachte. Mit der Übernahme wagt sich der größte US-Telekommun­ikationsko­nzern weit ins Geschäft mit TV- und Filminhalt­en vor. Damit folgt AT&T einem Branchentr­end – die Telekommun­ikations-Konzerne suchen nach neuen stabilen Geldquelle­n und exklusiven Inhalten für ihre Netze, weil die Erlöse im klassische­n Kerngeschä­ft unter Druck stehen.

In den USA kaufte etwa der Kabel-Anbieter Comcast 2011 NBCUnivers­al mit der gleichnami­gen NBC-Senderkett­e und dem Universal-Filmstudio. Der größte AT&T-Rivale Verizon, zu dem bereits AOL mit Online-Medien wie der „Huffington Post“gehört, will sich den Internet-Pionier Yahoo einverleib­en. Allerdings könnte dieser Deal nach Bekanntwer­den der massiven Hacker-Attacke auf Yahoo mit mindestens einer halben Milliarde betroffene­r Nutzer ins Wanken geraten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany