Film ab für größte Übernahme des Jahres
Telekommunikations-Riese AT&T zahlt 85 Milliarden Dollar für Time Warner
Der Zusammenschluss soll bis Ende 2017 abgeschlossen werden. AT&T stößt damit weit ins Mediengeschäft vor.
DALLAS/NEW YORK – In den USA bahnt sich eine Mega-Übernahme an: Der Telekommunikations-Konzern AT&T schluckt Time Warner und stößt damit weit ins Mediengeschäft vor. Vereinbart wurde ein Kaufpreis in Höhe von 107,50 Dollar pro Aktie, teilten die beiden US-Unternehmen am Samstagabend (Ortszeit) mit. Daraus ergibt sich ein Kaufpreis von 85,4 Milliarden Dollar (78 Milliarden Euro). Inklusive übernommener Schulden liegt die Summe bei 108,7 Milliarden Dollar. Der Zusammenschluss soll bis Ende 2017 abgeschlossen werden, die US-Behörden und Time-Warner-Aktionäre müssen noch zustimmen.
Bei dem Deal handelt es sich um die bislang größte Unternehmensübernahme im Jahr 2016 – noch vor dem 66 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Gentechnikkonzerns Monsanto durch den deutschen Pharmariesen Bayer. AT&T will den Kaufpreis zur Hälfte in bar und zur Hälfte in eigenen Aktien bezahlen.
In Finanzkreisen war schon länger spekuliert worden, dass Time-Warner-Chef Jeff Bewkes sein Medienunternehmen zum Verkauf stellen könnte. Zu Time Warner gehören Fernsehsender wie CNN und HBO („Game of Thrones“) sowie das Hollywood-Studio Warner Bros. Vor zwei Jahren hatte bereits der Konkurrent 21th Century Fox aus dem Firmenimperium des Medienmagnaten Rupert Murdoch zu einer Übernahme angesetzt, gab jedoch schließlich auf. Time Warner hatte damals ein Angebot über 85 Dollar pro Aktie ausgeschlagen.
Bevor die ersten Spekulationen aufkamen, lag der Börsenwert des Medienkonzerns bei rund 68 Milliarden Dollar, während AT&T es auf etwa 233 Milliarden brachte. Mit der Übernahme wagt sich der größte US-Telekommunikationskonzern weit ins Geschäft mit TV- und Filminhalten vor. Damit folgt AT&T einem Branchentrend – die Telekommunikations-Konzerne suchen nach neuen stabilen Geldquellen und exklusiven Inhalten für ihre Netze, weil die Erlöse im klassischen Kerngeschäft unter Druck stehen.
In den USA kaufte etwa der Kabel-Anbieter Comcast 2011 NBCUniversal mit der gleichnamigen NBC-Senderkette und dem Universal-Filmstudio. Der größte AT&T-Rivale Verizon, zu dem bereits AOL mit Online-Medien wie der „Huffington Post“gehört, will sich den Internet-Pionier Yahoo einverleiben. Allerdings könnte dieser Deal nach Bekanntwerden der massiven Hacker-Attacke auf Yahoo mit mindestens einer halben Milliarde betroffener Nutzer ins Wanken geraten.