Hoffen auf Besserung fällt schwer
HSV-Kapitän René Adler geht verbal auf Mitspieler los
Der Aufsichtsratsvorsitzende Gernandt erwartet deutliche Zeichen. Die Leistung gegen Frankfurt war äußerst schwach.
HAMBURG – Kapitän René Adler stinksauer, Clubboss Dietmar Beiersdorfer ratlos und der neue Trainer Markus Gisdol ernüchtert – das Ringen um den Klassenerhalt hat beim Hamburger SV spätestens nach der desaströsen 0:3 (0:1)-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt begonnen.
Die Leistung der Hanseaten war derart erbärmlich, dass Tausende Zuschauer vorzeitig das Volksparkstadion verließen. Die Fans auf der Nordtribüne, die tapfer bis zum Schlusspfiff durchhielten, drehten den Profis anschließend den Rücken zu. Für Adler der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Ich habe keine Lust, immer das Arschloch zu sein, das alles erklären muss. Ich habe keinen Bock mehr, mich auspfeifen zu lassen, das kotzt mich an. Wir haben uns abschlachten lassen, das ist auch eine Einstellungsfrage“, wütete der Schlussmann, der eine noch höhere Niederlage verhinderte.
Ätzende Kritik, der angesichts dieses Debakels niemand widersprechen konnte. „Das war nicht zu entschuldigen, wir befinden uns im Abstiegskampf“, legte sich auch Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer fest. Man werde aber erstmal reden und dann die Mannschaft in die Pflicht nehmen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt verkündete auf der VereinsHomepage, dass er ein „deutliches Zeichen“erwarte.
Aber worüber will man eigentlich noch sprechen am Volkspark? Schon am Dienstag im DFBPokal beim Drittligisten Hallescher FC sind Taten gefragt, von den Ligaaufgaben in Köln und gegen Dortmund in den kommenden beiden Wochen kaum zu reden. Die Zeit drängt also, denn aktuell hat der Bundesliga-Dino kein Erstliga-Niveau.
Und keine Stabilität, für Coach Gisdol angesichts der prekären Tabellensituation das größte Manko. „Schon bei kleinen Dingen verliert die Mannschaft ihre Sicherheit. Es wird ein langer und harter Weg, das wieder hinzubekommen“, sagte der 47Jährige, man hörte dabei förmlich seinen Kloß im Hals. Zumindest in Köln wird das schwierig werden – denn Gisdol steht nach einer Gelb-Roten Karte für Dennis Diekmeier und einer Verletzung von Emir Spahic kein Innenverteidiger mehr zur Verfügung. In Halle sind zumindest die für die Liga gesperrten Cléber und Diekmeier spielberechtigt. Ohnehin ist nichts besser geworden beim HSV. Unter seinem Vorgänger Bruno Labbadia erzielte der Club in fünf Spielen wenigstens zwei Tore, mit Gisdol auf der Trainerbank gelang in drei Partien nicht ein einziger Treffer. Und das, nachdem die Norddeutschen dank der finanziellen Unterstützung von Klaus-Michael Kühne im Sommer mehr als 30 Millionen Euro in das Team gepumpt haben. Gekauft wurde zweifellos fußballerische Klasse. Auf Charakterstärke und den absoluten Leistungswillen wurde aber anscheinend weniger geachtet. So wurde der HSV von Eintracht Frankfurt förmlich vorgeführt. Das Eigentor von Lewis Holtby (35.) war der Ausgangspunkt, danach trafen Shani Tarashaj (60.) und Haris Seferovic (69.).