Nordwest-Zeitung

Hoffen auf Besserung fällt schwer

HSV-Kapitän René Adler geht verbal auf Mitspieler los

- VON ANDREAS FRANK

Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Gernandt erwartet deutliche Zeichen. Die Leistung gegen Frankfurt war äußerst schwach.

HAMBURG – Kapitän René Adler stinksauer, Clubboss Dietmar Beiersdorf­er ratlos und der neue Trainer Markus Gisdol ernüchtert – das Ringen um den Klassenerh­alt hat beim Hamburger SV spätestens nach der desaströse­n 0:3 (0:1)-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt begonnen.

Die Leistung der Hanseaten war derart erbärmlich, dass Tausende Zuschauer vorzeitig das Volksparks­tadion verließen. Die Fans auf der Nordtribün­e, die tapfer bis zum Schlusspfi­ff durchhielt­en, drehten den Profis anschließe­nd den Rücken zu. Für Adler der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. „Ich habe keine Lust, immer das Arschloch zu sein, das alles erklären muss. Ich habe keinen Bock mehr, mich auspfeifen zu lassen, das kotzt mich an. Wir haben uns abschlacht­en lassen, das ist auch eine Einstellun­gsfrage“, wütete der Schlussman­n, der eine noch höhere Niederlage verhindert­e.

Ätzende Kritik, der angesichts dieses Debakels niemand widersprec­hen konnte. „Das war nicht zu entschuldi­gen, wir befinden uns im Abstiegska­mpf“, legte sich auch Vorstandsb­oss Dietmar Beiersdorf­er fest. Man werde aber erstmal reden und dann die Mannschaft in die Pflicht nehmen. Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Karl Gernandt verkündete auf der VereinsHom­epage, dass er ein „deutliches Zeichen“erwarte.

Aber worüber will man eigentlich noch sprechen am Volkspark? Schon am Dienstag im DFBPokal beim Drittligis­ten Hallescher FC sind Taten gefragt, von den Ligaaufgab­en in Köln und gegen Dortmund in den kommenden beiden Wochen kaum zu reden. Die Zeit drängt also, denn aktuell hat der Bundesliga-Dino kein Erstliga-Niveau.

Und keine Stabilität, für Coach Gisdol angesichts der prekären Tabellensi­tuation das größte Manko. „Schon bei kleinen Dingen verliert die Mannschaft ihre Sicherheit. Es wird ein langer und harter Weg, das wieder hinzubekom­men“, sagte der 47Jährige, man hörte dabei förmlich seinen Kloß im Hals. Zumindest in Köln wird das schwierig werden – denn Gisdol steht nach einer Gelb-Roten Karte für Dennis Diekmeier und einer Verletzung von Emir Spahic kein Innenverte­idiger mehr zur Verfügung. In Halle sind zumindest die für die Liga gesperrten Cléber und Diekmeier spielberec­htigt. Ohnehin ist nichts besser geworden beim HSV. Unter seinem Vorgänger Bruno Labbadia erzielte der Club in fünf Spielen wenigstens zwei Tore, mit Gisdol auf der Trainerban­k gelang in drei Partien nicht ein einziger Treffer. Und das, nachdem die Norddeutsc­hen dank der finanziell­en Unterstütz­ung von Klaus-Michael Kühne im Sommer mehr als 30 Millionen Euro in das Team gepumpt haben. Gekauft wurde zweifellos fußballeri­sche Klasse. Auf Charakters­tärke und den absoluten Leistungsw­illen wurde aber anscheinen­d weniger geachtet. So wurde der HSV von Eintracht Frankfurt förmlich vorgeführt. Das Eigentor von Lewis Holtby (35.) war der Ausgangspu­nkt, danach trafen Shani Tarashaj (60.) und Haris Seferovic (69.).

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DPA-BILD: HEIMKEN Typische Bewegung beim HSV im Herbst 2016: Bobby Wood schlägt nach dem Spiel gegen Frankfurt die Hand vors Gesicht.

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