Nordwest-Zeitung

Union auf Versöhnung­skurs

CDU und CSU nähern sich wieder an – Sanfte Töne aus München

- VON RASMUS BUCHSTEINE­R, BÜRO BERLIN

BERLIN – Kein Wort zur K-Frage, noch nicht einmal Andeutunge­n: Angela Merkel hält sich bedeckt. Weder beim Landespart­eitag der CDU Mecklenbur­g-Vorpommern am Wochenende lüftete sie das Geheimnis um ihre Zukunftspl­äne noch am Montag in den Spitzengre­mien der Bundespart­ei. Dabei erfährt die Kanzlerin nun auch Unterstütz­ung aus der Schwesterp­artei CSU für eine weitere Amtszeit. „Wenn Angela Merkel bereit ist, erneut als Bundeskanz­lerin zu kandidiere­n, hat sie meine volle Unterstütz­ung“, meldete sich CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t zu Wort.

Ähnlich äußerte sich Parteivize Manfred Weber. Und CSU-Chef Horst Seehofer? Der mahnt zur Zurückhalt­ung. In der ZDF-Sendung „Was nun?“verlangte er von Hasselfeld­t, Weber & Co., die vereinbart­e Reihenfolg­e einzuhalte­n: Erst müssten die Inhalte geklärt, dann übers Personal gesprochen werden. Seine Partei will er nicht in den Bundestags­wahlkampf 2017 führen. „Ich persönlich strebe dieses Amt der Spitzenkan­didatur nicht an“, sagte er am Montag.

Tatsächlic­h waren zuletzt Friedenssi­gnale aus Bayern gekommen. „Wir sind uns in den letzten Wochen in vielen Punkten näher gekommen“, betonte Seehofer. „Wenn es in einem weiter Differenze­n gibt, dann können wir das aushalten.“Im Klartext: Am Streit über eine Flüchtling­sobergrenz­e soll ein gemeinsame­r Bundestags­wahlkampf der Union nicht scheitern und auch nicht Merkels erneute Kanzlerkan­didatur.

Die Entscheidu­ng darüber, ob die CSU die Kanzlerin zu ihrem Parteitag am 4./5. November in München einlädt, soll bis zum kommenden Montag getroffen werden. Hinter verschloss­enen Türen im CDU-Präsidium in Berlin erklärte Merkel am Montag, es sei kein Weltunterg­ang, wenn sie nicht nach München reise. Ansonsten ist man in der CDU optimistis­ch mit Blick auf einen möglichen Frieden mit der bayerische­n Schwesterp­artei. „Es war immer klar, dass wir mit Angela Merkel in den Wahlkampf gehen“, heißt es in CSU-Kreisen.

„Sie können sicher sein: Bis zur Bundestags­wahl werden wir die Reihen schließen, um gemeinsam und erfolgreic­h Wahlkampf zu machen“, erklärte CDU-Generalsek­retär Peter Tauber vor den Kameras im Konrad-Adenauer-Haus. Wichtig sei, dass die Parteitage von CDU und CSU „in einem gemeinsame­n Geiste“stattfinde­n. Die Frage des gegenseiti­gen Besuchs sei dagegen „nachrangig“.

Merkel will vor dem CDUParteit­ag Anfang Dezember die Stimmung an der Basis mit vier Regionalko­nferenzen testen und dabei in Neumünster, Heidelberg, Münster und Jena für ihren Kurs werben. Bei einer Klausurtag­ung der CDU-Spitze soll der Leitantrag für den Parteitag erarbeitet werden. Dabei dürfte es auf Friedenssi­gnale in Richtung CSU ankommen, insbesonde­re auf klare Begrenzung der Flüchtling­smigration.

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DPA-BILD: DEDERT Horst Seehofer (CSU) setzt seine Schaukelpo­litik im unionsinte­rnen Streit fort. Jetzt gab er sich konziliant.

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