Aufwärtstrend am Milchmarkt
Molkereien in Region erhöhen Auszahlungspreise Richtung 30 Cent
Im Frühjahr lagen sie teils noch bei 20 Cent. Hauptgrund ist die rückläufige Milchmenge.
WIEFELSTEDE/AURICH/BREMEN – Aufwärtstrend am Milchmarkt: Nachdem die Auszahlungspreise im Frühjahr noch teilweise auf 20 Cent je Kilogramm abgesackt waren und viele Milchbauern in Existenznöte gebracht haben, deutet sich eine Trendwende an.
„Nach dem verheerenden Frühjahr schlägt das Pendel jetzt wieder in die andere Richtung“, sagte Dr. Lars Schildwach, Sprecher der Molkerei Ammerland (Wiefelstede-Dringenburg) am Montag im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die Preise ziehen spürbar an“, meint auch Klaus Rücker, Inhaber der Molkerei Rücker in Aurich.
Jüngstes Beispiel: Am Freitag kündigte der Molkereiriese Deutsches Milchkontor (DMK/Bremen), zuletzt bei den Preisen eher auf hinteren Plätzen zu finden, für November eine satte Preiserhöhung um 4 Cent auf 29,2 Cent je Kilo an. Inklusive Boni ergebe sich im Molkereischnitt sogar ein Auszahlungspreis von 30 Cent/Kilo. Noch im August hatte DMK gerade einmal 20,24 Cent gezahlt.
Bei den beiden anderen großen Molkereien im Nordwesten ziehen die Preise ebenfalls an. „Wir werden im Oktober sicherlich die 30 Cent knacken“, sagte Schildwach, ohne schon einen konkreten Preis nennen zu können. Im September hatte die Molkerei Ammerland 28 Cent gezahlt.
Bei Rücker, wo im September 25,5 Cent je Kilo ausgezahlt wurden, stehen die Preise für Oktober noch nicht fest. Man werde aber „wie in den Vormonaten spürbar oberhalb der DMK-Preise liegen“, deutete Rücker an.
Hauptgrund ist die Entwicklung der Milchmenge. „Milch wird knapper“, sagte Rücker. „Sowohl in Deutschland als auch international ist die Milchmenge rückläufig“, bestätigt auch DMK-Sprecher Hermann Cordes. Bei DMK sei zuletzt acht Prozent weniger Milch angeliefert worden als vor einem Jahr. Im Bundesschnitt waren es zuletzt 4,1 Prozent weniger. Einerseits nehme im Zuge des Strukturwandels die Zahl der Milchviehbetriebe ab. Andererseits hätten die Betriebe – etwa über eine geringere Futterintensität – auch selbst aktiv zu einer Verringerung der Milchmenge beigetragen. Positiv wirke sich zudem aus, dass auf einigen Auslandsmärkten die Nachfrage zuletzt wieder gestiegen sei, so Cordes.
Bei den hiesigen Molkereien ist man vorsichtig optimistisch, dass die Entwicklung bei den Milchpreisen vorerst anhalten wird. „Wir gehen von einem guten Start ins Jahr 2017 aus“, sagte Schildwach. „Das ist kein Strohfeuer“, meint auch Rücker, der nicht davon ausgeht, dass die Milchmenge in den kommenden Monaten wieder deutlich steigen wird. „Über die nächsten Monate werden wir mindestens die 30 Cent sehen“, glaubt auch Cordes.