Nordwest-Zeitung

Auf verschlung­enen Wegen zum Laichen

Wanderrout­en des europäisch­en Aals mit Datenrekor­dern erforscht

- VON GEORG-STEFAN RUSSEW

POTSDAM – Wissenscha­ftler haben ein Stück mehr Licht in den zum Teil mysteriöse­n Lebenszykl­us von Aalen gebracht. Wie das Landwirtsc­haftsminis­terium in Brandenbur­g jetzt mitteilte, waren an der Aufklärung auch Forscher des Potsdamer Instituts für Binnenfisc­herei beteiligt. Hierfür seien zahlreiche­n Tieren Datenrekor­der angelegt worden, um ihre Wanderung in den Atlantik nachvollzi­ehen zu können.

Demnach wandert der Europäisch­e Aal auf seinem Weg in seine Laichgebie­te in der Saragassos­ee im Atlantik auf verschiede­nen, teilweise verschlung­enen Wegen. Von den an der deutschen Nordseeküs­te ausgesetzt­en Aalen entschiede­n sich manche für einen westlichen Kurs zum Ärmelkanal. Andere durchschwa­mmen zunächst die Nordsee bis zur norwegisch­en Küste. Hier kommen auch ihre Artgenosse­n aus der Ostsee und von der schwedisch­en Westküste entlang.

Insgesamt zweimal in ihrem Leben überqueren die Fische auf einer Reise von jeweils 6000 Kilometern den Atlantik – als Jungtiere zu den europäisch­en Küsten und als geschlecht­sreife Aale zurück in die Saragassos­ee.

Dabei legen die Tiere täglich bis zu 20 Kilometer zurück; dass sei oft zu langsam, so die Forscher, um die Laichgebie­te rechtzeiti­g zu erreichen. Die Laichzeit findet den Analysen zufolge Mitte Februar ihren Höhepunkt. Um Räubern tagsüber aus dem Weg zu gehen, tauchen die Aale bis in eine Tiefe von 800 Metern ab. Nur nachts kommen die Tiere an die Wasserober­fläche.

In Brandenbur­g werden jährlich gut 100 Tonnen, 350 000 Aale, gefangen. Vor 20 Jahren waren es mehr als doppelt so viele. Der Ertragsrüc­kgang deckt sich mit dem drastische­n Einbruch der Aalbeständ­e in ganz Europa.

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DPA-BILD: BERND SETTNIK Dem Lebenszykl­us von Aalen sind Forscher auf der Spur.

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