Der Weltenbrand ist längst noch nicht gelöscht
Landkreisschüler bereiten Theaterabend in Graf-Anton-Günther-Schule vor
KIRCHHATTEN/OLDENBURG – Bomben, Panzer, Giftgas: 714 000 deutsche und französische Soldaten haben bei der Schlacht um Verdun ihr Leben verloren. Vom 21. Februar bis 19. Dezember 1916 dauerte das Schlachten. Am Ende gab es nur einen Verlierer: die Menschlichkeit.
100 Jahre ist das nun her und dennoch heute noch ein Thema für die Schule. An der Graf-Anton-Günther-Schule (GAG) bereiten zurzeit Zwölftklässler einen Theaterabend vor, der sich unter dem Titel „Weltenbrand“mit der längst geschlagenen Schlacht auseinandersetzt.
Denn eigentlich, das haben die in das Projekt eingebundenen Schüler wie Fenna Möhring (Hude) und Justin Stöcker (Hatterwüsting) gemeinsam mit ihrem Lehrer Niels-Christian Heins im Fach Religion erarbeitet, hat sich die Welt unter ethischen Gesichtspunkten vielleicht gar nicht weiterentwickelt. Es gibt viele Orte in der Welt, wo auch heute noch Bomben, Panzer und Giftgas Menschen töten. Viele Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz suchen, sind durch Kriegserfahrungen belastet.
„Wir haben Flyer und Eintrittskarten entworfen und sind dabei, sie zu verteilen“, erzählt Justin Stöcker. Ein von den Schülern gestaltetes Ausstellungsheft wird es ebenfalls noch geben.
Ein wenig Zeit haben sie noch: Das Theaterprojekt kommt an diesem Dienstag, 19 Uhr, ans Landkreisgymnasium an der Schleusenstraße 4 in Oldenburg. 300 Plätze und exzellente Technik bietet das neue Forum. Karten gibt es über das Schulsekretariat (Anfragen per Mail an weltenbrand@gymnasium-gag.de). Bürger des Landkreises Oldenburg haben den ersten Zugriff (Erwachsene 10 Euro, Schüler 5 Euro).
„Weltenbrand“ist eine Collage aus Text-, Musik-/Klangund Bildelementen. Passagen des expressionistischen Romans „Heeresbericht“von Edlef Köppen werden mit der Lyrik August Stramms, Briefen von Soldaten, Alltagssituationen und Fragmenten offizieller Militärkommuniques kontrastiert.
Das Bühnenbild besteht aus Projektionen wechselnder Motive, die sich aus zeitgenössischen Fotos, Feldpostkarten und Bildern von kriegsteilnehmenden Malern zusammensetzen. Live gespielte Musik und vorproduzierte Kompositionen und Sounds geben dem Programm eine zusätzliche akustische Dimension. Vier Männer stehen dafür auf der Bühne: die drei Hamburger Schauspieler Michael Bideller, Oliver Hermann und Erik Schäffler sowie der Musiker Markus Voigt.
Die Idee zu dem Projekt entstand, als Hermann vor einigen Jahren eine umfangreiche Sammlung von Feldpostkarten und anderen persönlichen Notizen seines im I. Weltkrieg gefallenen Urgroßvaters in die Hände fiel. Auf vergilbtem Papier, in hektisch hingeschriebenen Worten, offenbarte sich auf erschütternde Weise die Tragik eines jungen Mannes, der vier Jahre seines kurzen Lebens kreuz und quer durch Europa gezogen war und dabei Tod und Vernichtung in unfassbarem Ausmaß erlebt hatte.
Über weitere Postkarten, Briefe, Kondolenzschreiben und andere Zeugnisse der Generation der (Ur-)Großeltern wurde der Krieg plötzlich sehr persönlich und nachspürbar.
„Es ist Aufgabe der Schule angesichts der aktuellen Probleme – und dazu zähle ich auch die wachsende Ablehnung der EU und ihrer Institutionen – wach zu rütteln“, sagt Wolfgang Schoedel.
Der Schulleiter der GAG steht voll hinter dem Projekt. Dies gilt auch für die Gemeinde Hatten. Bereits eine Woche vor dem Theaterabend wurde im Rathaus eine Wanderausstellung des Volksbundes eröffnet. Die Ausstellung versucht, den politischen Weg in den Krieg, die wesentlichen militärischen Ereignisse, das Schicksal der Soldaten und der Bevölkerung an der „Heimatfront“darzustellen.