Nordwest-Zeitung

Entwicklun­g im Verkehr brenzlig

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„Tempo 30: Versuch auf Hauptstraß­e“, Ð vom 28. September und nachfolgen­de Berichte zur Verkehrspo­litik

Wer die Hauptverke­hrsstraße noch mehr blockiert als ohnehin schon, wird als Quittung die Verlagerun­g des Kraftverke­hrs durch die Wohngebiet­e in Kauf nehmen müssen. Ob das gewollt ist, wage ich doch zu bezweifeln, wo doch Lärm und Schadstoff­e ständig Thema sind.

Statt erst einmal den Verkehr zum wirklich fließenden Verkehr zu machen, gäbe es einfache Möglichkei­ten, die auch schon so oft genannt wurden, aber wohl auf taube Ohren stoßen: Der Pferdemark­t kann problemlos zu einem echten Kreisverke­hr umfunktion­iert werden, alles kann problemlos fließen.

Die Kreuzung am Lappan Richtung Bahnhof könnte ebenso als großer Kreisverke­hr ausgebaut werden; auch hier gäbe es echten, fließenden Verkehr.

In den 70er Jahren hatte man in Städten wie Hamburg oder Bremen Zusatzampe­ln angebracht, auf denen die Geschwindi­gkeit angezeigt wurde, die man fahren muss, um die Grünphase nutzen zu können.

Wenn man Sicherheit als Grund für eine Geschwindi­gkeitsredu­zierung angibt – die man gar nicht erreicht –, muss die Frage erlaubt sein, warum es keine Bedarfsamp­eln direkt vor den Altenheime­n gibt, die eine deutlich längere Grünphase haben, damit die Damen und Herren ausreichen­d Zeit haben, die Fahrbahn sicher zu überqueren. Oder man könnte auch ohne Probleme echte Fußgängerü­berwege schaffen, denn auch da ist es gefahrlos möglich, die Fahrbahn zu queren. Michael Reins Oldenburg

Die Tempo-30-Beschränku­ng scheint zum Allheilmit­tel aller Verkehrs- und Umweltprob­leme zu werden. In besonderen, gut überlegten Fällen dürfte die Höchstgesc­hwindigkei­t sinnvoll sein. Bei den großen Ausfallstr­aßen kann man zu Stoßzeiten sowieso kaum Tempo 50 fahren. Staus vor Ampeln sind die Regel, auch vor dem Überweg Uhlmannsec­k /Wallstraße, wo sich die Fahrzeuge bis zur Meßstelle stauen und im Leerlauf sicherlich nicht zum richtigen Durchschni­ttsmesswer­t beitragen.

Berücksich­tigt hierbei muss werden: Unsere Verbrennun­gsmotore haben den besten Wirkungsgr­ad bei höheren Umdrehungs­zahlen. Meines Wissens stößt ein Pkw bei Tempo 30 bis zu 45 Prozent mehr Verbrennun­gsgase aus als bei Tempo 50. (...)

Bei Elektromot­oren ist es anders, wie jeder Besitzer eines E-Bikes weiß, aber EAutos sind kaum anzutreffe­n.

Ein Pkw erzeugt bei Tempo 50 kaum höhere Lautstärke­n als bei Tempo 30; anders bei Lastwagen mit entspreche­nder Ladung und Zustand der Straße. Ein Tempo-30-Schild gilt Tag und Nacht. Auch wenn die Verkehrswe­ge nahezu frei von Mensch und Haustier sind, muss Tempo 30 eingehalte­n werden, eine Prüfung der Gesetzestr­eue. Wolfgang Oehrl Oldenburg

So wie die gesammelte­n Vertreteri­nnen und Vertreter der Kaufleute in Bezug auf eine mögliche Anordnung von Tempo 30 vor Kitas oder Altenheime­n zitiert werden, klingt es schrecklic­h; es wird das Horrorbild eines Aderlasses von Oldenburgs Hauptverke­hrsadern gemalt, die Erreichbar­keit in Frage, ja sogar die Missachtun­g des Zweckes von Straßen überhaupt in den Raum gestellt. Erstaunlic­h, was wenige hundert Meter reduzierte­r Höchstgesc­hwindigkei­t in der Fantasie dieser Damen und Herren alles anrichten können.

Schlimm ist allerdings, dass mit einem falschen Augenmaß argumentie­rt wird. Die Sicherheit ist nur Lippenbeke­nntnis, und das tatsächlic­he Maß sind nicht die Menschen und die Sicherheit gerade der schwächere­n und hilfsbedür­ftigen, sondern das Maß ist der Verkehr, der ungehinder­t fließen soll. Mit geradezu kultischem Eifer wird dieses Anliegen verfolgt. Was dabei besonders entlarvend ist, ist die anmaßende Forderung, Kaufleute an den Entscheidu­ngen zu Tempo 30 zu beteiligen. Soll die Polizei dann im Gegenzug bei der IHK über Unternehme­nsförderun­g mitentsche­iden? Oder die Verkehrsbe­hörde entscheide­n, was für Trends auf den Bühnen beim Modeherbst gezeigt werden? (...)

Das Maß bei Diskussion­en um abschnitts­weise Tempo 30 muss der Mensch und dessen Sicherheit bleiben, angefangen bei den schwächste­n Verkehrste­ilnehmern. In dieser Stadt leben Menschen, nicht Autos. Menschen sind es, die in dieser Stadt einkaufen gehen, nicht Autos. Yannik Heyer Oldenburg

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BILD: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH Welche Verkehrspo­litik braucht Oldenburg? An der Frage nach Tempo-30-Bereichen entzündet sich eine grundsätzl­iche Diskussion über die Zukunft der einzelnen Verkehrstr­äger.

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