Nordwest-Zeitung

Sie können jederzeit wiederkomm­en

So erklärt der Ex-Präsident das Aus des Rockerclub­s in Oldenburg – Was übrig bleibt

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ausgeschlo­ssen, dass solche besseren Jahre für den Rockerclub auch in Oldenburg wieder anbrechen. Der offizielle Status des Chapters ist „frozen“, also eingefrore­n. „Es kann jederzeit wieder eröffnet werden“, erklärt Witchy.

Nach einer guten Zeit sah es noch im Frühjahr dieses Jahres aus. Eine Anfrage der Ð beim Deutschlan­d-Chapter der Bandidos für ein Interview? Kein Problem. Ein Treffen im Oldenburge­r Clubhaus mit dem Präsidente­n? Klar, warum nicht? Vor der Kamera des Ð -TV-Teams stand der Präsident den Fragen dieser Zeitung Rede und Antwort. Das ist ungewöhnli­ch. Schotten sich die Clubs doch sonst eher nach Außen ab. Interna in der Öffentlich­keit? Das geht normalerwe­ise gar nicht.

„Wir bringen unsere Familien mit, Kinder laufen hier rum“, sagte der Club-Präsident über das Leben im Clubhaus damals. Es war ein Bild mit Botschaft: Sie haben nichts zu verbergen, die Bandidos in Oldenburg. Alles geht hier ruhig seinen Gang. Sogar dann, wenn die Rocker feiern? Sogar dann.

Zur letzten großen RockerPart­y im Clubhaus an der Oldenburge­r Alexanders­traße waren die Ð -Reporter eingeladen. Harley an Harley stand unter dem fetten Comic-Mexikaner mit dem Revolver und der Machete. Viele Besucher trugen Kutte mit Abzeichen ihrer Clubs. Da gab es etwa die „Schwarzen Engel“aus Torsholt; ihr Abzeichen zeigte ein ein düsteres Flügelwese­n mit Schwert vor Totenköpfe­n. Das der „Conquistad­ors“aus Bremerhave­n zeigte einen spanischen Eroberer mit Hellebarde und Pistole.

Eine Zwei-MannKombo spielte und sang zur Gitarre, es gab Kartoffels­alat und Bockwürstc­hen. Gezahlt wurde mit Wertmarken. Wer die Kutten um sich herum vergaß konnte meinen, er sei bei einem Sommerfest des örtlichen Sportverei­ns gelandet. Lediglich die andauernd Patrouille fahrende Polizei erinnerte einen, wo man gerade war.

Aggressiv, bedrohlich, gefährlich? Keine Spur. Sogar eine Tombola veranstalt­eten die Rocker. Anstelle einer Mettwurst und Schinken gab es jedoch eine Tätowierun­g zu gewinnen. Gestochen vom Rocker-Chef persönlich.

Trügt der Schein? Immer wieder machen Meldungen die Runde vom Rocker-Krieg. Von Gewalt und Waffen, Drogen und Prostituti­on. Auch das Landeskrim­inalamt behauptet im Interview mit der Ð , dass sich Mitglieder eines Rockerclub­s nicht lange aus illegalen Geschäften heraushalt­en könnten. Was sagt die Oldenburge­r Polizei?

„Die Polizeidir­ektion Oldenburg fährt in puncto Rockerkrim­inalität eine Null-Toleranz-Strategie“, teilte Pressespre­cher Matthias Kutzner mit. „Wer sich so bewusst außerhalb jeglicher Rechtsnorm­en stellt, darf sich zu keinem Zeitpunkt vor staatliche­n Konsequenz­en sicher fühlen. Und das bedeutet, dass die Polizei alle Möglichkei­ten auch in der Zusammenar­beit mit anderen Behörden ausschöpft, um gegen solche Menschen vorzugehen, die bereits mit ihrem Auftreten und Erscheinun­gsbild für Angst und Verunsiche­rung in der Bevölkerun­g sorgen.“Fragen nach konkreten Straftaten, die den Oldenburge­r Bandidos angelastet werden, bleiben unbeantwor­tet.

Auffällig geworden sind die Oldenburge­r Bandidos in der öffentlich­en Wahrnehmun­g selten. Neben den Bandidos gebe es Mitglieder der Hells Angels und des Gremium MC in der Stadt, ohne dass es zu Reiberein gekommnen sei, so der ehemalige Rocker-Boss.

Drei Schüsse wurden am 30. November 2015 auf das Clubhaus abgegeben, eine Woche später folgte eine Razzia an der Alexanders­traße. Wer geschossen hat? Und warum? Darauf gibt es keine Antworten.

Die wird eventuell der nächste Oldenburge­r Bandidos-Chef geben. Der bisherige Präsident hat abgeschlos­sen und ist zufrieden mit seiner Entscheidu­ng. „Mein Leben hat sich nicht geändert“, sagt er. Er wird weiter als Tätowierer arbeiten, seine Harley Davidson ausfahren und an Autos herumschra­uben. Ob er die Kutte vermisst? „Das wäre ja traurig, wenn ich mich nur über die Kutte definieren würde.“Der Mann macht die Kutte, nicht umgekehrt. Das sind die Regeln.

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DPA-BILD: MARIUS BECKER Die Oldenburge­r Bandidos haben die Stadt verlassen. Doch das Chapter ist nicht ganz geschlosse­n, es ist nur „eingefrore­n“.
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