Nordwest-Zeitung

Ein rauschende­s Plätzchen in der Ruine

Jana und Bastian Böning

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HUDE/JZ – Es klappert die Mühle am rausch… Nein, falsch! Tut sie gar nicht. Sie klappert nicht, die heutige Wassermühl­e im historisch­en Klosterbez­irk in Hude. Das Mühlrad steht schon lange still. Dafür tänzeln heute weiße und rosafarben­e Herz-Luftballon­s für das Brautpaar vor dem Eingang des Gebäudes im Oktober-Wind.

Heute ist der vierte Jahrestag von Jana Würmann und Bastian Böning. Ineinander verliebt haben sich die beiden Delmenhors­ter, die sich über die Arbeit kennenlern­ten, auf dem Münchner Oktoberfes­t 2012.

Immer wieder sieht der Bräutigam zum Fenster raus, verlagert sein Gewicht von einem Bein aufs andere. Die Hochzeitsg­äste haben bereits in der wunderschö­n hergericht­eten Wassermühl­e auf knallrot bezogenen Stühlen Platz genommen. Weiße Schleifen schmücken die Holzstühle für das Brautpaar. Draußen ist es eher kühl und grau; hier drinnen ist es warm, das Licht angenehm, der Mix aus rustikaler Architektu­r und liebevolle­r Deko harmonisch. Ein Rosenstrau­ß schmückt den Mahlstein, um den herum gleich das Brautpaar, Standesbea­mtin Christine Zischke und die Trauzeugen Platz nehmen werden. Nur: Die Braut fehlt noch! Draußen rauscht leise das Wasser. Der letzte Mühlenpäch­ter, Müller Borgmann, legte den Mühlenbetr­ieb 1956 nieder. Das heute noch stehende Gebäude der Wassermühl­e wurde um 1800 errichtet, wie Untersuchu­ngen aus dem Jahr 2010 belegen. „Das Mühlenrad erfuhr viele Veränderun­gen über die Jahrhunder­te: der Wechsel vom Holzrad zu einer Turbine mit dem Ziel der Stromgewin­nung bis zu dem heutigen misslungen­en Versuch der Rekonstruk­tion des Holzrades aus Metall. Damals beteiligte­n sich viele Huder Firmen, um der Gemeinde Hude wieder zu dem Bild einer klappernde­n Mühle zu verhelfen. Leider waren die Berechnung­en verkehrt, und die Statik des Gebäudes vertrug sich nicht mit dem großen Metallrad.“(Quelle: www.gutsverwal­tung-vonwitzleb­en.de) Nun ist die Braut aber da, es kann losgehen! Übrigens: Auch in der Klosterrem­ise nebenan können Paare heiraten, dort ist allerdings etwas weniger Platz als in der Wassermühl­e. Beiden Trauorten im historisch­en Kleinod ist gemein, dass die Hochzeitsg­esellschaf­t hinterher den Frischverm­ählten direkt vorm Eingang auf der Straße gratuliere­n und sie bejubeln kann. @ www.NWZonline.de/hochzeit-klosterrui­ne

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