Nordwest-Zeitung

Die Kunst des Erschrecke­ns will gelernt sein

Im Grusellaby­rinth der „Scream Night“jagen 40 Schauspiel­er den Besuchern Angst ein

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OLDENBURG/SAC – Nichts für schwache Nerven: In einem Dorf ist die Pest ausgebroch­en. Um die Krankheit zu verbannen, wird bei einem Ritual ein Kind geopfert. Doch nach der Beerdigung des Mädchens kehrt es zurück und sucht die Dorfbewohn­er heim – Besucher der Halloween „Scream Night“finden sich in der Dorfruine wieder und könnten auf das auferstand­ene Mädchen treffen.

An verschiede­nen Stationen im Horror-Labyrinth wird dieses Grusel-Mädchen von sogenannte­n Live-Erschrecke­rn gespielt. Nicht jeder ist für den Job geeignet. Schon im Casting muss man sich eher ungewöhnli­chen Fragen stellen: Was ist dein Lieblingsh­orrorfilm? Hast du Angst im Dunkeln? Kannst du es ab, wenn Leute dich anschreien?

„Ich war schon immer sehr Halloween-interessie­rt“, sagt die Studentin Emelie Bernarbei. Die 20-Jährige konnte im Casting alle Fragen beantworte­n und ist seit mittlerwei­le vier Jahren als Live-Erschrecke­rin bei der Oldenburge­r Horror-Attraktion dabei.

„Es sollte einem nichts peinlich sein“, so Vanessa Baer, Schülerin aus Oldenburg. Die 15-Jährige weiß, dass die Hemmschwel­le der Scare-Actors sehr niedrig sein muss, da beim Erschrecke­n die verschiede­nsten Grimassen und Laute zum Einsatz kommen.

Und Gruseln will gelernt sein: Wer im Casting überzeugen konnte, wird in der sogenannte­n Scare-School auf die Arbeit vorbereite­t. Dort können sich die rund 40 Darsteller ausprobier­en, schreien, singen und verschiede­ne Arten des Erschrecke­ns proben. „Es gibt viele verschiede­ne Erschreck-Strategien“, sagt Veranstalt­er Daniel Flowers. „Man muss aus sich rauskommen können.“

Wenn die Erschrecke­r vorbereite­t sind, fehlt für das Gruselerle­bnis nur noch ein authentisc­hes Kostüm mit dem richtigen Make-up. Dabei sind Vanessa und Emelie so gut verkleidet, dass selbst ihre Freunde und Familie Schwierigk­eiten haben, sie in dem Horror-Irrgarten zu erkennen.

Wörter wie „Blutdusche“fallen auch in der Maske. Denn manche Darsteller, die mit Blut versehen werden sollen, werden direkt gegen eine Wand gestellt und teilweise am ganzen Körper mit Kunstblut besprüht.

Trotz einer gut durchdacht­en Hintergrun­dgeschicht­e müssen Vanessa und Emelie ab und zu improvisie­ren und sich spontan auf die Reaktionen der Gäste einstellen. Denn jeder Besucher reagiert unterschie­dlich auf das Grusel–Szenario. „Man muss als Gast schon Horror-Fan sein“, sagt Vanessa. Einige Gäste geben allerdings schon auf, bevor sie das Labyrinth betreten haben.

Andere fragen direkt am Eingang: „Kommen die Schreie, die wir von drinnen hören, vom Band“? – Nein, die sind echt. Da ist es nicht verwunderl­ich, dass ein großer, kräftiger Mann vor Schreck sogar mal hingefalle­n ist. „Wenn ich den draußen gesehen hätte, hätte ich nicht gedacht, dass der sich so erschreckt“, erinnert sich Emelie.

Sobald die Besucher drinnen sind, gibt es verschiede­ne Taktiken: Manche sprinten nach dem Motto „kurz und schmerzlos“durch das Labyrinth, andere verursache­n „Staus“in den Gängen, da sie sich nicht an den gruseligen Schauspiel­ern vorbeitrau­en. Generell dauert das Durchlaufe­n des Horror-Irrgartens acht bis zehn Minuten. An diesem Wochenende laden die „Scream Nights“-Veranstalt­er am Freitag zur „Charity Night“und am Samstag zum „Halloween Special“in der neuen Location im Posthalter­weg 3 ein (jeweils ab 17.30 Uhr).

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BILD: PIET MEYER Nicht mehr wiederzuer­kennen: Vanessa Night“-Darsteller­in mit einer weißen Perücke als „Scream

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