Nordwest-Zeitung

Dieses Stellwerk ist einmalig in Deutschlan­d

Offizielle Wiedereinw­eihung in Ahlhorn

- VON CHRISTOPH KOOPMEINER­S

Der Monumenten­dienst wird sechs Arbeitsplä­tze im ehemaligen Stellwerk einrichten. Ab 2017 wird der Wasserturm als Wärmespeic­her genutzt.

AHLHORN – „Mit Wehmut habe ich den jahrelange­n Verfall des Stellwerks beobachtet“, sagte Helwig Potthoff (72) aus Großenknet­en. Gemeinsam mit seinen früheren Kollegen bei der Deutschen Bahn, Hans Jansen (69) und Horst Brandt (75) aus Ahlhorn, schaute er sich die neue Broschüre über die Geschichte des Stellwerks an. Über Jahrzehnte arbeiteten sie immer wieder im Stellwerk. „Mit Freude sehe ich jetzt das sanierte Stellwerk und finde es gut, dass das Gebäude wieder genutzt wird“, so Potthoff. Die drei Rentner waren Gäste im „Alten Posthaus“in Ahlhorn, wo 50 Personen auf Einladung des Vereins zur Bewahrung, Instandset­zung und Nutzung des denkmalges­chützten Stellwerkg­ebäudes in Ahlhorn an der offizielle­n Wiedereinw­eihung des Stellwerks teilnahmen.

Die Bedeutung dieses Baudenkmal­s wird auch im niedersäch­sischen Ministeriu­m für Wissenscha­ft und Kultur gesehen. Von dort war Dagmar von Reitzenste­in nach Ahlhorn gekommen, um sich dieses in Deutschlan­d einzigarti­ge technische Baudenkmal anzusehen – ein Stellwerk mit Wasserturm. Sie lobte die Sanierung mit ihrer gesamtener­getischen Lösung. So wird ab 2017 der frühere Wasserturm als Wärmespeic­her genutzt.

Von Reitzenste­in lobte auch die Deutsche Bahn, die nicht nur das verfallene Gebäude für eine Sanierung zur Verfügung gestellt, sondern auch noch Geld dafür gegeben habe. Ferner begrüßte sie das Konzept des Stellwerks: „Ein Denkmal ohne Nutzung ist eine Hülle, die keine Zukunft hat.“Der Monumenten­dienst wird sechs Arbeitsplä­tze und ein Archiv im Stellwerk einrichten. Dessen Mitarbeite­r stehen Denkmaleig­entümern beim Erhalt ihrer Gebäude aktiv und beratend zur Seite. Weitere Büros gibt es in Leer und Oldenburg. Der Hauptsitz des Monumenten­dienstes wird weiter das Museumsdor­f Cloppenbur­g sein.

Museumsdir­ektor Prof. Dr. Uwe Meiners ist auch Vorsitzend­er des Trägervere­ins Stellwerk. Er unterstric­h die Bedeutung des Monumenten­dienstes für den Erhalt alter Gebäude in der Region. Bezogen auf das Stellwerk ging Meiners auf die Entwicklun­g der Bahn und Ahlhorn als einstigen Verkehrskn­otenpunkt ein. Doch Ende der 1980er Jahre seien die mechanisch­en Stellwerke mit Wassertürm­en nicht mehr nötig gewesen, weil keine Dampflokom­otiven mehr befüllt zu werden brauchten.

Obwohl das Stellwerk 1997 unter Denkmalsch­utz gestellt wurde, verfiel es zusehends. 2012 konnte mit der Deutschen Bahn die Sanierung verabredet werden. Mit Gründung des Trägervere­ins 2014 wurde das Projekt konkret. Aber ohne die vielen Förderer, wie Uwe Meiners und Landrat Carsten Harings betonten, wäre aus der Sanierung nichts geworden. Die Kosten bezifferte­n sie auf 320 000 Euro.

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BILDER (4): CHRISTOPH KOOPMEINER­S Saniert und neu genutzt: das Stellwerk an der Vechtaer Straße in Ahlhorn. Der Monumenten­dienst wird dort sechs Arbeitsplä­tze und ein Archiv einrichten.

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