Dieses Stellwerk ist einmalig in Deutschland
Offizielle Wiedereinweihung in Ahlhorn
Der Monumentendienst wird sechs Arbeitsplätze im ehemaligen Stellwerk einrichten. Ab 2017 wird der Wasserturm als Wärmespeicher genutzt.
AHLHORN – „Mit Wehmut habe ich den jahrelangen Verfall des Stellwerks beobachtet“, sagte Helwig Potthoff (72) aus Großenkneten. Gemeinsam mit seinen früheren Kollegen bei der Deutschen Bahn, Hans Jansen (69) und Horst Brandt (75) aus Ahlhorn, schaute er sich die neue Broschüre über die Geschichte des Stellwerks an. Über Jahrzehnte arbeiteten sie immer wieder im Stellwerk. „Mit Freude sehe ich jetzt das sanierte Stellwerk und finde es gut, dass das Gebäude wieder genutzt wird“, so Potthoff. Die drei Rentner waren Gäste im „Alten Posthaus“in Ahlhorn, wo 50 Personen auf Einladung des Vereins zur Bewahrung, Instandsetzung und Nutzung des denkmalgeschützten Stellwerkgebäudes in Ahlhorn an der offiziellen Wiedereinweihung des Stellwerks teilnahmen.
Die Bedeutung dieses Baudenkmals wird auch im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gesehen. Von dort war Dagmar von Reitzenstein nach Ahlhorn gekommen, um sich dieses in Deutschland einzigartige technische Baudenkmal anzusehen – ein Stellwerk mit Wasserturm. Sie lobte die Sanierung mit ihrer gesamtenergetischen Lösung. So wird ab 2017 der frühere Wasserturm als Wärmespeicher genutzt.
Von Reitzenstein lobte auch die Deutsche Bahn, die nicht nur das verfallene Gebäude für eine Sanierung zur Verfügung gestellt, sondern auch noch Geld dafür gegeben habe. Ferner begrüßte sie das Konzept des Stellwerks: „Ein Denkmal ohne Nutzung ist eine Hülle, die keine Zukunft hat.“Der Monumentendienst wird sechs Arbeitsplätze und ein Archiv im Stellwerk einrichten. Dessen Mitarbeiter stehen Denkmaleigentümern beim Erhalt ihrer Gebäude aktiv und beratend zur Seite. Weitere Büros gibt es in Leer und Oldenburg. Der Hauptsitz des Monumentendienstes wird weiter das Museumsdorf Cloppenburg sein.
Museumsdirektor Prof. Dr. Uwe Meiners ist auch Vorsitzender des Trägervereins Stellwerk. Er unterstrich die Bedeutung des Monumentendienstes für den Erhalt alter Gebäude in der Region. Bezogen auf das Stellwerk ging Meiners auf die Entwicklung der Bahn und Ahlhorn als einstigen Verkehrsknotenpunkt ein. Doch Ende der 1980er Jahre seien die mechanischen Stellwerke mit Wassertürmen nicht mehr nötig gewesen, weil keine Dampflokomotiven mehr befüllt zu werden brauchten.
Obwohl das Stellwerk 1997 unter Denkmalschutz gestellt wurde, verfiel es zusehends. 2012 konnte mit der Deutschen Bahn die Sanierung verabredet werden. Mit Gründung des Trägervereins 2014 wurde das Projekt konkret. Aber ohne die vielen Förderer, wie Uwe Meiners und Landrat Carsten Harings betonten, wäre aus der Sanierung nichts geworden. Die Kosten bezifferten sie auf 320 000 Euro.