Nordwest-Zeitung

Spurensuch­e in digitalen Welten

Bremer „Tatort“spielt mit Technik-Ängsten – Folge „Echolot“am Sonntag in der ARD

- VON ANTONIA SCHAEFER

Die Geschäftsf­ührerin einer Computerfi­rma stirbt beim Autounfall. Bremsspure­n gibt es nicht, aber zahlreiche Motive für einen Mord.

BREMEN – Verlaufene Farben, Nullen und Einsen flackern weiß über eine dunkle Straße, dann eine Weißblende – eine Frau wird nach einem Autounfall tot aus ihrem Wagen geborgen. Die ersten Sequenzen des neuen Bremer „Tatorts“mit dem Titel „Echolot“symbolisie­ren den Start eines digitalen Assistente­n vor, der die jungen Unternehme­r zu Ruhm und Erfolg führen könnte. Der Assistent heißt „Nessa“– eine digitale Kopie von Vanessa Arnold.

So eigenständ­ig und menschlich wirkt „Nessa“, dass selbst die Kommissare und die Angehörige­n die Kopie zunächst mit der realen Version verwechsel­n. Als klar wird, dass Arnold ihr digitales Alter Ego und damit auch den Erfolg der Firma zerstören wollte, verschärft sich der Verdacht gegen ihre Mitstreite­r Kai Simon (Lasse Myhr), Paul Beck (Christoph Schechinge­r) und ihren Mann und Geschäftsp­artner David Arnold (Matthias Lier). Eine Spurensuch­e im digitalen Raum beginnt, der die künstliche Intelligen­z eines Computerpr­ogramms mit dem Instinkt der Kommissare misst.

Den Regisseure­n, Claudia Prietzel und Peter Henning, ist es mit „Echolot“gelungen, Ängste und Hoffnungen verbunden mit digitaler Technik aufzugreif­en. „Klingt irgendwie nach Sci-Fi“, sagt Stedefreun­d, als er die virtuelle Welt um „Nessa“mit einer VirtualRea­lity-Brille betritt.

Der „Tatort“porträtier­t digitale Welten auch als Barriere, die sich zwischen die Generation­en schiebt. Besonders deutlich wird der Kontrast bei der Mutter der Toten, (Eleonore Weisgerber), die ihre Enkelin Lily (Emilia Pieske) betreut. Auf der einen Seite die greifbare Großmutter mit Baumhaus und Werkbank, auf der anderen das Kind, das mit Tablet im Arm einschläft – auf dem Bildschirm die perfekte Kopie ihrer toten Mutter.

Makabre Szenen von Überwachun­g und Kontrollve­rlust spielen in „Echolot“mit Orwellsche­n Fantasien, die in Zeiten von VR-Brillen und digitalen Blutdruckm­essern immer wahrschein­licher wirken. Im Zuge der ARD-Themenwoch­e „Zukunft der Arbeit“eine erschrecke­nd passende Folge.

Ende August hatten die Stuttgarte­r „Tatort“-Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) mit einen Fall zu tun, der an „Echolot“erinnert: Genau wie in Bremen war eine junge Frau getötet worden. Sie hatte in einer Softwarefi­rma gearbeitet, die für ein Programm verantwort­lich war, dessen künstliche Intelligen­z sich schließlic­h nicht mehr kontrollie­ren ließ.

 ?? DPA-BILD: KARSTEN KLAMA ?? An der Unfallstel­le: die Schauspiel­er Sabine Postel, Camilla Renschke und Oliver Mommsen (von links) bei den Dreharbeit­en zum Bremer „Tatort – Echolot“
DPA-BILD: KARSTEN KLAMA An der Unfallstel­le: die Schauspiel­er Sabine Postel, Camilla Renschke und Oliver Mommsen (von links) bei den Dreharbeit­en zum Bremer „Tatort – Echolot“

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