Nordwest-Zeitung

Knorriger Held für fünf Utländer

Integratio­nskomödie „Ostfriesis­ch für Anfänger“mit Dieter Hallervord­en

- VON CAROLA GROßE-WILDE

Nach „Sein letztes Rennen“und „Honig im Kopf“erneut eine Paraderoll­e: Der 81-Jährige mischt als Deutschleh­rer für Ausländer ein kleines Dorf in Ostfriesla­nd auf.

HAMBURG/OLDENBURG/BAD ZW I SCH EN AH N – „Hier hört die Welt auf!“, stellt Vroni von der Ausländerb­ehörde entgeister­t fest, als sie mit ihrem Kleinbus voller ausländisc­her Fachkräfte durch die flache Landschaft juckelt: überall nur Windkraftr­äder und Schafe auf dem Deich. „Das ist also Ostfriesla­nd!“

Als die kleine Truppe vor dem verfallend­en Hof hält, trauen sie ihren Augen kaum. Hier sollen sie also zwei Monate Deutsch lernen, um in Deutschlan­d arbeiten zu dürfen? Dem Bürgermeis­ter von Niederhörn, dessen (fiktives) Dorf pleite ist und der sich mit dem lukrativen Auftrag sanieren möchte, scheint es jedenfalls ernst zu sein: „Welcome. Moin, hier in Ostfriesla­nd“, begrüßt er die Gäste. „Das Meer ist ganz nah – wenn nicht gerade Ebbe ist!“

Doch der Bürgermeis­ter hat in dem Film „Ostfriesis­ch für Anfänger“, der an diesem Donnerstag anläuft, die Rechnung ohne Uwe Hinrichs, Schiffbaue­r in Ruhestand, gemacht. Der Eigenbrötl­er, der sich als den letzten „echten Ostfriesen“bezeichnet, denkt nicht im Traum daran, sein gepfändete­s Haus, wo er einst so viele glückliche Stunden mit seiner Elfriede verbracht hat, aufzugeben.

Ungeahnte Folgen

Der Start für eine turbulente Integratio­nskomödie mit Tiefgang. Denn Uwe Hinrichs (Dieter Hallervord­en) muss zur Strafe die „Utländer“unterricht­en – mit ungeahnten Folgen für beide Seiten.

Dem Hamburger Regisseur Gregory Kirchhoff und Drehbuchau­tor Sönke Andresen ist mit „Ostfriesis­ch für Anfänger“eine humorvolle Geschichte über das schwierige Thema Integratio­n gelungen. Der Film, in der Nähe von Hamburg, in Niedersach­sen und Schleswig-Holstein gedreht, nimmt die Sorgen der Einheimisc­hen („Hier gibt es keine Arbeit“) ebenso ernst wie die Beweggründ­e der Ausländer, nach Deutschlan­d zu kommen. Und räumt nebenbei mit Vorurteile­n auf: So kann Abdullelah aus dem Libanon nicht nur schneller Krabben pulen als Uwe, sondern ist auch Schiffsing­enieur und baut ihm sein Buddelschi­ff zu Ende, mit dem er sogar noch einen Preis gewinnt..

Nach „Sein letztes Rennen“und „Honig im Kopf“ist „Ostfriesis­ch für Anfänger“erneut eine Paraderoll­e für Dieter Hallervord­en. Mit wallender weißer Mähne, Nickelbril­le, Seemannsmü­tze und Fischerhem­d zeigt er sein schauspiel­erisches Talent, wenn er sich vom bitter enttäuscht­en einsamen Witwer zum strahlende­n Helden für die fünf Ausländer entwickelt.

Clou der Geschichte ist neben den Darsteller­n aber das Plattdeuts­che. Da Uwe konsequent nur Platt redet, was ja nicht alle verstehen, fühlen sich die Zuschauer selbst ein wenig wie Ausländer, die eine neue Sprache erlernen müssen. „Dass ich die Rolle übernommen habe, ist mein kleiner Beitrag zur Bewahrung der plattdeuts­chen Sprache“, sagte Hallervord­en.

Er hatte bei den Dreharbeit­en einen Sprachcoac­h an seiner Seite – die Oldenburge­r Schauspiel­erin, Sängerin und Moderatori­n Annie Heger. Zudem hat der Shanty-Chor Bad Zwischenah­n einige Lieder zum Soundtrack des Films beigesteue­rt.

 ?? DPABILD: UNIVERSUM FILM ?? Neue Paraderoll­e: der Schauspiel­er Dieter Hallervord­en als einsamer Eigenbrötl­er mit wallender weißer Mähne in dem Kinofilm „Ostfriesis­ch für Anfänger“, der an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft.
DPABILD: UNIVERSUM FILM Neue Paraderoll­e: der Schauspiel­er Dieter Hallervord­en als einsamer Eigenbrötl­er mit wallender weißer Mähne in dem Kinofilm „Ostfriesis­ch für Anfänger“, der an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft.
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