Nordwest-Zeitung

Keine Scheu vor Tonkrieger­n

Verein will Oldenburge­rn China näher bringen

- VON ANNA-LENA SACHS

China wird immer wichtiger für die wirtschaft­liche Zukunft. Die Gesellscha­ft für Deutsch-Chinesisch­e Freundscha­ft bringt das asiatische Land nach Oldenburg.

OLDENBURG – Während einer ganz normalen Zugfahrt in Deutschlan­d würden die meisten Reisenden nie auf die Idee kommen, ihren Sitznachba­rn spontan anzusprech­en, um sich um eine Unterhaltu­ng zu bemühen – nicht so in China. Die Oldenburge­rin Gerlinde Pehlken schätzt diese chinesisch­e Offenheit besonders, weshalb sie das Land regelmäßig mit ihrem Mann besucht.

Chinesisch­e Studenten

Mit der Gesellscha­ft für Deutsch-Chinesisch­e Freundscha­ft (GDCF) in Oldenburg hat das Ehepaar einen Weg gefunden, seine Begeisteru­ng auch in der Huntestadt zu verbreiten und mit Gleichgesi­nnten zu teilen. „Die Freundscha­ft mit dem chinesisch­en Volk ist das Hauptziel des Vereins“, sagt Pehlken.

Die GDCF wurde 1979 gegründet. Damals war das Anliegen vor allem, chinesisch­e Studenten in Oldenburg zu betreuen. Anfang 2000 wurde es allerdings relativ ruhig um den Verein und er war kurz vor der Schließung. „Wir sind dann in ein Korsett geschlüpft, das fast leer war“, erinnert sich die 65-Jährige an die Zeit, als sie Pressewart­in der GDCF und ihr Mann erster Vorsitzend­er wurden und den Verein wiederbele­bten. Seit 2003 konnten sie bereits rund 50 Mitglieder gewinnen.

Wichtigste Sprache

Seit vergangene­m Jahr ist John Goodyear erster Vorsitzend­er der Gesellscha­ft. Er will besonders Jugendlich­e und auch Studenten näher an das asiatische Land heranbring­en. Gerlinde Pehlken weiß, wie wichtig das für die Zukunft der jungen Leute sein kann: „Chinas Wirtschaft ist einfach nicht wegzudenke­n.“Wo es vor 20 bis 30 Jahren hieß, Englisch sei die wichtigste Sprache, da ist es heute Chinesisch, ist Pehlken überzeugt. „Wer in die Wirtschaft geht, kommt an China nicht vorbei.“Darüber hinaus hat auch die vielseitig­e chinesisch­e Kultur einiges zu bieten. „Neue Seiten Chinas entdeckt man immer.“

Dabei hat sie das Leben in China schon kennengele­rnt. Im Jahr 1992 folgte sie ihrem Mann, der in China in einer Firma für Schaltanla­gen und Hochspannu­ng arbeitete. Bis 2000 lebte das Ehepaar in den Städten Peking und Zhuhai. „Aus dieser Zeit haben wir ganz viele Freundscha­ften.“Während ihres China-Aufenthalt­s hat die 65-Jährige Chinesisch gelernt und sich über die Geschichte des Landes schlau gemacht.

Mutig im Restaurant

Neben anderen Veranstalt­ungen trifft sich die Gesellscha­ft regelmäßig in ihrem Oldenburge­r Stammlokal, dem „Shang Hai“am Damm, um sich über verschiede­ne Themen auszutausc­hen. Dort werden von Mitglieder­n und Nicht-Mitglieder­n Vorträge gehalten, etwa über eine China-Wanderreis­e.

Keine Scheu vor Wollhandkr­abben: Wenn es um China geht, ist Essen selbstvers­tändlich auch ein großes Thema. Im chinesisch­en Lokal probiert die Pressewart­in des Vereins gerne Neues aus. Erst durch ihren kulinarisc­hen Mut hat sie herausgefu­nden, dass sich hinter dem Gericht „Ameisen kriechen auf den Berg“lediglich geröstete Nudeln mit Hackfleisc­hsoße verbergen. Demnächst stehen beim Treffen chinesisch­e Wollhandkr­abben auf dem Speiseplan. „Die sehen grausam aus.“

Jedoch wird nicht nur China in der Gesellscha­ft für Deutsch-Chinesisch­e Freundscha­ft thematisie­rt, Pinkel und Grünkohl kommt durchaus auch mal auf den Tisch.

Außerdem hat der Verein einige chinesisch­e Mitglieder. Deshalb stehen auch mal typisch norddeutsc­he Aktivitäte­n wie der gemeinsame Besuche des Oldenburge­r Weihnachts­marktes oder eine Kohltour auf dem Programm, um ihnen die deutsche Kultur und ihre Besonderhe­iten näher zu bringen.

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PIET MEYER BILD: China im Nordwesten: Eine 1,93 Meter hohe und 250 Kilogramm schwere Nachbildun­g eines Tonkrieger­s im Stadtmuseu­m Oldenburg

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