Pumps finden Platz im Spind
Bundeswehr reagiert auf modische Bedürfnisse der Soldatinnen
Auch Handtaschen und Sport-BHs gehören zur Ausrüstung. Mittlerweile gibt es auch Umstandsmode für Soldatinnen.
BERLIN – Die Truppe wird weiblicher – und rüstet dafür auf: Nicht mit Gewehren und Granaten, sondern mit Pumps, Handtaschen und Sport-BHs: „Kommt gut an“, sagt eine Sprecherin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz.
Doch gibt es auch Kritik: Insbesondere die Ausstattung der Soldatinnen mit einheitlichen Sport-BHs mute „absurd“an, weil sie oft nicht richtig passen würden, so die Grünen-Verteidigungsexpertin Doris Wagner am Donnerstag im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. Die Bundeswehr schieße hier „weit über das Ziel hinaus“.
Zur „Überarbeitung der Dienst-, Ausgeh- und Feldbekleidung“gehört auch die Einführung von Umstandsmode: Ein überfälliger Schritt, Ausdruck einer „sich wandelnden Philosophie“, findet der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans Peter Bartels. 19700 Soldatinnen gibt es derzeit, elf Prozent beträgt der Frauenanteil bei der Truppe inzwischen. „Und nun werden Frauen endlich als das wahrgenommen, was sie sind, nämlich Frauen“, so Bartels im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion.
Die Truppe als Arbeitgeber attraktiver zu machen: Das gehört zu den wichtigen Zielen von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Dazu soll auch die „Shoppingtour“der Ministerin ihren Beitrag leisten.
500 Schwangere
Für die neuen Outfits seien Anregungen der Soldatinnen berücksichtigt, alle Vorschläge in Projektteams erörtert worden, heißt es beim BAAINBw. Herausgekommen sind „Leistungsbeschreibungen“von schlichter Prägnanz: „Schuhe, schwarz, glatt“heißt es etwa über die Bundeswehr-Pumps, deren Absatz maximal 4,5 Zentimeter hoch sein darf. „High Heels sind es nicht“, so Amtssprecherin Irina Golombek. Die passten schließlich auch nicht zur Ausgehuniform.
Während die Schuhe schon zu haben sind, liegt die Umstandsmode noch nicht in Kleiderkammern und Bundeswehr-Shops. „Vorgesehen sind Dienst- und Ausgehbekleidung sowie Feldbekleidung mit Schnitten und Materialien, die den Belangen der schwangeren Soldatinnen gerecht werden“, so die Ankündigung. Derzeit sind 500 Soldatinnen schwanger. Werden die gewöhnlichen Uniformen zu eng, dürfen sie bislang Zivilkleidung tragen. „Schwangerschaft gehört zum Leben, und damit in die Bundeswehr“, sagt der Wehrbeauftragte Bartels. Dass es bislang keine Umstandsmode gegeben habe sei „fast diskriminierend“gewesen.
Die ersten Sport-BHs werden im Dezember erwartet – insgesamt 95 000 Stück sind ausgeschrieben. Die verlangten Kriterien: „Flache Nähte, gute Stützfunktion (ggf Seitenstütze zur Dämpfung), keine Bügel, blickdicht, schwarz“– Körbchengröße 70a bis 90D.
Nicht für den Einsatz
Die Grünen-Abgeordnete Wagner hält die Beschaffung für „höchst gesundheitsgefährdend“, sie fürchtet „Rückenund Gewebeschäden“, weil die Truppen-BHs nicht richtig passen würden. Viele Soldatinnen würden sich deswegen auch in Zukunft ihre Unterwäsche selber beschaffen – nur dann auf eigene Kosten.
Feschere Uniform-Schnitte soll es übrigens auch für die Soldaten geben. Ein weiteres Highlight bleibt hingegen den Frauen in der Truppe vorbehalten: Die neue Handtasche, die in einer Stückzahl von 7700 beim Familienunternehmen Beheim Internationale bestellt worden ist. Die Beschreibung präzise, als handele es sich um ein neues Sturmgewehr: „Einfarbig, schwarz, abriebfest, glatt und leicht zu reinigen.“Auffällige oder magnetische Verschlüsse sind Tabu, Fächer für Schlüssel, Telefon und Hygieneartikel vorgeschrieben, „davon mindestens ein großes Staufach“.
Für den Kampfeinsatz seien die Handtaschen jedoch nicht geeignet.