Krise noch nicht ausgestanden
VW stellt leicht verbesserte Zahlen vor – Im Tagesgeschäft fester in der Spur
Auch wenn sich die Bilanz bei Volkswagen leicht verbessert hat – das Vorkrisenniveau ist noch nicht erreicht. Auch in China gibt es Verluste.
WOLFSBURG – Der Abgas-Skandal bei Volkswagen ist auch ein Jahr nach dem Beginn weiter in der Bilanz des Konzerns abzulesen. Europas größter Autobauer fuhr in den ersten neun Monaten 8,65 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern ein, wie er am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Damit liegt das Ergebnis zwar spürbar über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (3,34 Mrd. Euro). Doch 2015 hatten im dritten Quartal auch schon milliardenschwere Rückstellungen zur Bewältigung der Dieselkrise ins Kontor geschlagen.
Verglichen mit den ersten drei Quartalen aus 2014, als der Konzern noch auf Rekordfahrt war, wird der Abstand deutlich. Damals hatte VW im laufenden Geschäft noch 9,4 Milliarden Euro verdient.
Der Konzern sieht sich im Tagesgeschäft – also wenn unter anderem die Kosten für die Bewältigung der DieselAffäre herausgerechnet werden – etwas fester in der Spur zu seinen Jahreszielen als zuletzt noch. Im dritten Quartal stieg das bereinigte operative Ergebnis um über ein Sechstel und übertraf die Erwartungen von Experten deutlich.
Für das Gesamtjahr traut sich Finanzvorstand Frank Witter nun zu, die angepeilte Bandbreite von 5 bis 6 Prozent bei der bereinigten Umsatzrendite am oberen Ende zu erreichen. Branchenbeobachter hatten damit schon gerechnet. Die VW-Aktie gab am Donnerstag leicht nach.
Besser lief es bei dem Vielmarken-Konzern im bisherigen Jahresverlauf unter anderem bei Porsche, Skoda und Seat, aber auch beim LkwBauer MAN und bei den leichteren Nutzfahrzeugen. Die Rückgänge bei der gewinnschwachen Kernmarke VW Pkw konnte der Konzern so wettmachen.
Die Hausmarke mit dem VW-Emblem steht weiter unter erheblichem Druck. Sie fuhr im dritten Quartal vor Zinsen und Steuern lediglich 363 Millionen Euro als Ergebnis ein. Vor einem Jahr hatte das laufende Geschäft hier noch mehr als doppelt so viel eingespielt. Entsprechende Abstriche gab es jüngst auch bei der Gewinnkraft: Nach neun Monaten blieben nur noch 1,60 Euro von 100 Euro Umsatz übrig.
Auch der wichtige Markt China lieferte trotz steigender Verkaufszahlen nicht mehr die gewohnten Beiträge ab. Mit knapp 3,6 Milliarden Euro aus den ersten neun Monaten lag der anteilige operative Gewinn aus den chinesischen Gemeinschaftsunternehmen um rund 5 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahreszeitraums. Das Bild hellte sich zuletzt jedoch trotz insgesamt negativer Tendenz auf: Zur Jahresmitte hatte der Gewinnrückgang 14 Prozent betragen.
Der den Aktionären zuzurechnende Konzerngewinn lag in den ersten neuen Monaten bei 5,74 Milliarden Euro. Zu Beginn des AbgasSkandals war er auf 3,8 Milliarden Euro eingebrochen. FRAGE: Borgward kommt zurück nach Bremen – ein sinnvoller Schritt? SCHWOPE: Ich halte diesen Schritt für sehr gewagt, der im schlimmsten Falle sehr viel Geld verschlingt. Alle paar Jahre geistert wieder der Name eines neuen, chinesischen Automobil-Herstellers durch die Gazetten, der den westlichen Automarkt aufmischen soll. Cheri, Brilliance, oder zuletzt Borgward. Diese Versuche sind grundsätzlich zum Scheitern verurteilt. Die junge Generation wird mit der Marke von früher nichts mehr anfangen können. Für den Standort Bremen ist ein neues Werk sicherlich gut, aber der europäische Markt ist für das neue Borgward, ein durch und durch chinesisches Unternehmen, absolutes Neuland. FRAGE: Die Konkurrenz in Europa ist also auch eine andere als in China. Hat Borgward Chancen auf dem europäischen Markt? SCHWOPE: Das wird extrem schwierig, gerade weil das aktuelle Modell, der BX-7, genauso aussieht, wie jeder andere SUV in Deutschland und Europa. Wenn sie dieses Auto neben eine alte Isabella von Borgward stellen, gibt es keine Ähnlichkeiten mehr. Für die chinesischen Kunden ist es sicherlich ganz interessant einen SUV mit einer deutschen Marke auf dem Kühlergrill zu fahren – doch für Europäer ist es schlicht eine Mogelpackung. FRAGE: Ganz der Umwelt zu Liebe ist der neue BX-7 von Borgward ein Elektroauto. Macht es Sinn, damit in Europa zu starten? SCHWOPE: Ganz klar: Nein. Natürlich ist ein Elektroauto zukunftsorientiert, doch der deutsche und der gesamte europäische Markt sind noch ganz klar auf den Verbrennungsmotor ausgerichtet. Letztes Jahr wurden in Deutschland 3,2 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor neu zugelassen, aber nur 12 363 Elektroautos.