Trump und Clinton bleiben vor Kabine
In Oldenburg und Vechta spielen elf amerikanische Basketballprofis – Komplizierter Wahlablauf
Über die Chancen von Clinton und Trump wird im Spielerkreis eher allgemein gesprochen. Klare Wahlbekenntnisse gibt es nicht.
OLDENBURG/VECHTA – Die Entfernung vom Nordwesten Deutschlands zur US-Hauptstadt Washington beträgt rund 6400 Kilometer. Wer dort künftig als Nachfolger von Präsident Barack Obama das Land regieren wird, interessiert trotz der großen Distanz natürlich auch die hier lebenden US-Amerikaner. Bei den beiden Basketball-Bundesligisten im Nordwesten, den EWE Baskets Oldenburg und Rasta Vechta, stehen insgesamt elf US-Amerikaner unter Vertrag. Und für die ist die Präsidentschaftswahl am 8. November natürlich ein Thema. Um das Amt konkurrieren die Demokratin Hillary Clinton (69) und der Republikaner Donald Trump (70).
„Ja, ich interessiere mich sehr für die Wahl“, sagt Brian Qvale. Der 27-Jährige ist einer von fünf Amerikanern, die in Oldenburg spielen. „Von den drei TV-Duellen zwischen Clinton und Trump habe ich mir jeweils etwas angeschaut. Dafür, um alles zu gucken, war es mir aber zu spät.“
In der Baskets-Kabine werde, so Qvale, allerdings nur am Rande unter den fünf Amerikanern über Politik und die Wahl diskutiert. „Man unterhält sich dabei eher über allgemeine Dinge zur Wahl. Mir fällt aber auf, wie oft ich von Deutschen auf das Thema angesprochen werde. Die Deutschen sind meiner Meinung nach mindestens so an dieser Wahl interessiert wie wir Amerikaner.“
Einen Austausch mit den Landsmännern darüber, wer für wen votieren wird, gibt es laut Qvale aber nicht: „Ich habe gehört, dass es auch unter den Deutschen nicht üblich ist, am Arbeitsplatz zu erzählen, wem man bei einer Wahl seine Stimme gibt. Und genauso ist es eben bei uns Basketballprofis.“Intensive Diskussionen führe er eher mit seiner Familie sowie Freunden in den USA.
Seine Stimme hat Qvale, der aus dem US-Bundesstaat North Dakota stammt, bereits abgegeben. Das ist für hier lebende Amerikaner kompliziert, wobei Wahlen in den USA ohnehin anders ablaufen als in Deutschland. Denn die hier bekannten Wahlbenachrichtigungen gibt es nicht. Vielmehr müssen sich USBürger von sich aus in Wählerlisten eintragen lassen, um ihre Stimme abgeben zu können.
In Deutschland leben nach Angaben des US-amerikanischen Konsulats in Hamburg derzeit rund 200 000 Amerikaner. „Ich musste mich zunächst als Übersee-Wähler registrieren lassen. Als mir dies bestätigt wurde, konnte ich die eigentlichen Wahlunterlagen anfordern. Die musste ich ausfüllen und in die USA schicken“, erzählt Qvale. Das sei zwar ein erheblicher bürokratischer Aufwand. Dieser sei aber zu leisten, schließlich gehe es bei der Wahl um das höchste Amt in seinem Heimatland, sagt Qvale.
Dass es bei der Wahl um viel gehe, findet auch Scott Machado. Der 26-Jährige ist einer von sechs amerikanischen Profis beim Oldenburger Ligarivalen Rasta Vechta. Trotz der Bedeutung habe er aber bewusst darauf verzichtet, an der Wahl teilzunehmen. „Im Moment lebe ich in Deutschland, hier ist mein Lebensmittelpunkt. Natürlich interessiert mich weiterhin, was in den USA passiert. Aber da ich derzeit nicht dort lebe, möchte ich nicht mitbestimmen, wer dort ins Weiße Haus einzieht“, sagt Machado, der als Sohn brasilianischer Eltern in New York aufwuchs.
Genau wie Qvale berichtet auch Machado davon, dass innerhalb der Mannschaft unter den Amerikanern eher allgemein über die Wahl gesprochen werde. Klare Bekenntnisse, wer wen wähle, würde keiner seiner Teamkameraden abgeben.
Obwohl am 8. November nicht der Präsident direkt gewählt wird, sondern die USBürger ihr Kreuz für Wahlmänner machen, die dann für den entsprechenden Kandidaten oder die Kandidatin votieren, dreht sich alles um die Frage: Clinton oder Trump? Qvale könnte diese Frage auch einfach zurückweisen. Tut er aber nicht, sondern antwortet indirekt: „Mir haben viele Deutsche gesagt, ich solle bloß nicht Trump wählen. Ich habe dann immer geantwortet: Das ist nicht das, was ich vorhabe.“