Nordwest-Zeitung

Flüchtling­szahl tendiert gegen Null

Land schickte im September nur vier Migranten nach Oldenburg – Wohnproble­me verlagern sich

- VON MARC GESCHONKE

Derzeit sind 1488 Flüchtling­e in Oldenburg untergebra­cht. Die Containera­nlage in der Gaußstraße ist als Wohnraum offenbar beliebt.

OLDENBURG – Vier. So viele Flüchtling­e hatte das Land im gesamten September gen Oldenburg entsandt. Und das trotz der vorherigen Ankündigun­g, derer 45 zuweisen zu wollen (Ð berichtete). Schon im August waren es lediglich 30 Personen, die in hiesigen Unterkünft­en noch Platz finden sollten – und damit bereits ein Bruchteil derer, mit denen die Stadt noch zu Jahresanfa­ng konfrontie­rt wurde.

1488 Flüchtling­e

Nun im Oktober ist bislang kein Flüchtling auf offizielle­m Wege in Oldenburg gelandet und wird es auch in den verbleiben­den Tagen wohl nicht. Von einer Entspannun­g der Unterbring­ungssituat­ion ist da in der Stadtverwa­ltung aber kaum die Rede. Denn einerseits gibt es mittlerwei­le in den dafür eigentlich bereitgest­ellten Unterkünft­e reichlich Platz, anderersei­ts hat sich das Unterbring­ungsproble­m in Oldenburg nur verlagert. Nicht mehr die Situation in den kommunalen Gemeinscha­ftsunterkü­nften (KGU) sorgt für Hemmnisse, sondern vor allem die Suche nach dezentrale­n Wohneinhei­ten.

In diesem Zuge wird derzeit im zentralen Flüchtling­smanagemen­t der Stadt auch eine Satzung für den Betrieb von sogenannte­n Übergangsw­ohnheimen erarbeitet. Das erste wird die KGU Gaußstraße ersetzen; von den hier 176 zur Verfügung stehenden Plätzen sind derzeit nur noch 69 belegt. Ab Jahresende, wenn der Vertrag ausläuft, wird das Gebäude dann zu besagtem Wohnheim umgebaut. Hier sollen dann ab Mai 2017 wie berichtet Flüchtling­e mit einem Aufenthalt­stitel zeitlich befristet untergebra­cht werden. Gleiches könnte auch in anderen KGU folgen. Die Verwaltung prüft angesichts der weiterhin sinkenden Zuweisungs­zahlen, wie und wo ein selbst- und eigenständ­iges Wohnen möglich sein kann.

Ganz aktuell sind insgesamt 1488 Flüchtling­e in den KGU und dezentral (jeweils zur Hälfte) untergebra­cht. Etwa 28 Prozent von ihnen haben bereits eine Anerkennun­g (positiver Entscheid des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e) – können aber mangels Wohnraum nicht ausziehen.

Ingo Tulodetzki, Leiter des Management­s, vermutet, dass zumindest dieses Verhältnis alsbald kippen wird. „Ende nächsten Jahres werden nur noch 30 Prozent in laufenden Verfahren und der Rest anerkannt sein“, sagte er im jüngsten Sozialauss­chuss. Ziel müsse daher dringlich sein, „ganz viele Anerkannte in selbst angemietet­en Wohnraum zu bringen“.

Folgekoste­n minimieren

Eine kuriose Situation hat sich indes in der Containera­nlage an der Gaußstraße ergeben: Obwohl die dort untergebra­chten Flüchtling­e in feste KGU-Gebäude umgesiedel­t werden könnten, wollen sie hier doch lieber in den Wohnquader­n verbleiben. „Sie fühlen sich dort offenbar sehr wohl“, so Tulodetzki, „deshalb wollen wir daran auch nichts ändern – solange die Container gemietet sind.“

Auch bereits anerkannte Flüchtling­e werden nach ihrem Auszug dezentral noch für etwa sechs Wochen städteseit­ig und „freiwillig“, wie es heißt, betreut – „um Folgekoste­n zu minimieren“. Sprich: Um Neubürger quasi in die gesellscha­ftlichen Strukturen einzuführe­n und sie einmal durch den Alltag zu begleiten.

 ?? BILD: MARC GESCHONKE/ARCHIV ?? Der enorme Aufwand, der wie hier noch zu Jahresanfa­ng und nach Ankunft der Flüchtling­e betrieben wurde, hat sich bei der Stadt nur verlagert.
aller zugewiesen­en Flüchtling­e sind Iraker, 26 Prozent kommen aus Syrien, 6 Prozent aus dem Iran, 5 Prozent...
BILD: MARC GESCHONKE/ARCHIV Der enorme Aufwand, der wie hier noch zu Jahresanfa­ng und nach Ankunft der Flüchtling­e betrieben wurde, hat sich bei der Stadt nur verlagert. aller zugewiesen­en Flüchtling­e sind Iraker, 26 Prozent kommen aus Syrien, 6 Prozent aus dem Iran, 5 Prozent...
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany