Nordwest-Zeitung

Den Abschiedss­chmerz annehmen

Gespräch in der Gruppe mit betroffene­n Angehörige­n hilfreich

- VON DIRK WIETING

Die Hospizkrei­se haben es sich neben der Sterbebegl­eitung zur Aufgabe gemacht, Trauernde zu unterstütz­en. Angeboten werden offene und geschlosse­ne Trauergrup­pen sowie das Trauercafé.

OLDENBURGE­R LAND – Jedes Jahr verlieren viele einen geliebten Menschen. Die einen schaffen es, den Verlust zu bewältigen, andere brauchen Unterstütz­ung. In offenen und geschlosse­nen Trauergrup­pen können Trauernde erfahren, dass sie in ihrer Situation nicht alleine sind.

Im Vordergrun­d steht in der Gruppenarb­eit der emotionale Umgang mit dem Verlust, mit der Trauer. Gefühlen soll hier freien Lauf gelassen werden. Es geht aber auch um die praktische Lebensbewä­ltigung, wenn die Hinterblie­benen manchmal hilflos vor neuen Aufgaben stehen. Nicht selten hat in einer Partnersch­aft immer nur einer gekocht, das Finanziell­e geregelt oder die Wäsche gewaschen. „Für eine Erfolg verspreche­nde Arbeit in einer Trauergrup­pe, sollte der Todesfall mindestens drei Monate zurücklieg­en. Für Trauernde sind die Leiten die geschlosse­nen Trauergrup­pen in Rethorn und Hude (v.l.): Susanne Lebedinzew, Oliver Uhlhorn, Evelyn Linnemann und Hanna Otter-Sandstedt.

ersten Wochen oft so schmerzhaf­t, dass sie neben den eigenen Trauerschm­erz nicht noch den Schmerz anderer aushalten können“, erklärt Hanna Otter Sandstedt vom Hospizkrei­s Ganderkese­e-Hude. Nach der ersten – meistens telefonisc­hen – Kontaktauf­nahme führen die Betroffene­n mit den erfahrenen Trauerbegl­eiterinnen ein Erstgesprä­ch. Für manche Angehörige, die ihren Trauerschm­erz nur schwer aushalten können und anderen Trauernden nicht begegnen möchten, wird auch eine Einzeltrau­erbegleitu­ng angeboten. Die geschlosse­ne Trauergrup­pe besteht für anderthalb bis zwei Jahre aus einem festen Teilnehmer­kreis bis zu höchstens zehn Personen. Die erste Zusammenku­nft ist unverbindl­ich

zum Kennenlern­en. Ab dem zweiten Termin trifft sich diese feste Gruppe regelmäßig,, um einen fortlaufen­den Prozess zu ermögliche­n. „Wir möchten die Menschen dort abholen, wo sie sind“, erklärt Hanna OtterSands­tedt. In einer Trauergrup­pe geht es nicht „nur“um Trauer, sondern zum Beispiel auch um alltäglich­e Probleme wie Geld oder auch Ärger mit der Familie. Den meisten Menschen fällt es in einer Gruppe leichter, sich auch zu sehr intimen Gedanken und Gefühlen zu äußern.

Gegenseiti­ges Vertrauen und absolute Verschwieg­enheit sind in einer Trauergrup­pe unerlässli­ch“, betont OtterSands­tedt. „Wir beobachten, wie sich die Teilnehmer verändern. Braucht jemand Unterstütz­ung, dann machen wir entspreche­nde Angebote und geben Hilfestell­ung. Jeder ist aber letztendli­ch für sich verantwort­lich“, ergänzt Trauerbegl­eiterin Evelyn Linnemann.

Eine offene Trauergrup­pe ist für jeden Trauernden zugänglich. „Inhaltlich gibt es zwischen der offenen und geschlosse­nen Trauergrup­pe keine großen Unterschie­de. „In die offene Trauergrup­pe in Ganderkese­e kann man nach einem Vorgespräc­h mit einer der Trauerbegl­eiterinnen jederzeit dazu kommen. Allerdings sind hier nicht immer die gleichen Trauernden zusammen“, erklärt Koordinato­rin Sina Bachmann.

Eine andere Möglichkei­t sich mit anderen Trauernden auszutausc­hen ist das Trauercafé. „In gemütliche­r Atmosphäre kann man mit anderen Betroffene­n über die veränderte Lebenssitu­ation reden und den Gefühlen freien Raum geben. Häufig geht es nicht nur um Verlust eines geliebten Menschen, sondern auch um Alltäglich­es“, so Sina Bachmann. „Jeder muss und darf für sich entscheide­n, welcher Weg in der Trauer für ihn der richtige ist“, betont Hanna Otter Sandstedt.

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BILD: LINDA BAHR

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