Nordwest-Zeitung

Fieses Déjà-vu

- VON LARS RECKERMANN

Die Maut kommt …, also so gut wie …, vermutlich …, es müssen nur noch Details geklärt werden. Das nenne ich ein Déjà-vu-Erlebnis. Diese unsägliche Diskussion gab es doch schon einmal. Richtig, auch damals war Wahlkampf. Der Beißreflex der politische­n Lager ist bereits ausgelöst worden. Hiermit erkläre ich den Bundestags­wahlkampf offiziell für eröffnet.

Wie viel Maß Bier hat Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) eigentlich der EU-Kommission versproche­n, damit Brüssel punktgenau zum CSU-Parteitag seine Asphaltste­uer freigibt? Dann zumindest heute einmal „die Gläser zum Himmel“. Wer indes glaubt, Dobrindt und seine Ausländer-Maut geben nun so richtig Gas, der glaubt auch noch, dass zwischen der Idee eines Gesetzes und deren Umsetzung ein einziger Sitzungsta­g liegt.

Ich gebe gerne zu, dass ich anfangs ein Anhänger der Maut war. In Frankreich, Österreich und der Schweiz bezahle ich ja auch für die Benutzung der Autobahn. Wäre das nicht wirklich ein Quantenspr­ung, wenn statt der ollen Flickschus­terei auf niedersäch­sischen Autobahnen einmal richtige Arbeit abgeliefer­t werden könnte, weil es zweckgebun­dene Mittel für die Instandhal­tung der Infrastruk­tur gibt? Nun aber sollen, so erste Überlegung­en, die alten Straßensti­nker höher besteuert werden als moderne Autos, in denen umweltfreu­ndlichere Motoren stecken. Die Politik nennt das die „ökologisch­e Komponente“.

Tja, liebe Bürger mit schmalem Geldbeutel, die ihr auf Hinterhöfe­n auf Autosuche gehen müsst, diese Komponente oder besser „Zeche“werdet einmal wieder ihr bezahlen. An dieser Maut ist nichts Ökologisch­es dran, sie ist schlichtwe­g ungerecht. Und ich traue ihr nicht. Das Thema Pkw-Maut steht nicht gerade stellvertr­etend für eine politische Verlässlic­hkeit.

Zurück zur ökologisch­en Komponente: Ökologisch wäre es, endlich vernünftig und gezielt über Infrastruk­turprojekt­e nachzudenk­en. Ökologisch wäre es, Fahrgemein­schaften zu unterstütz­en, Car-Sharing zu fördern (mehrere Autofahrer teilen sich ein Auto) und alles dafür zu tun, dass durch kluge Ideen unsere Innenstädt­e nicht in den Abgasen ersticken. Dafür würde ich sogar eine Kiste Bier spendieren.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reckermann@infoautor.de

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