Nordwest-Zeitung

Justiz ermittelt gegen Zuckerberg

Verdacht auf Beihilfe zur Volksverhe­tzung – Es geht um Hasskommen­tare

- VON ELISA MAKOWSKI UND ANDREAS HERHOLZ

Bereits vor einem Jahr lagen bei der Staatsanwa­ltschaft Hamburg Anzeigen gegen Facebook-Manager wegen Beihilfe zur Volksverhe­tzung vor. Die Ermittlung­en wurden eingestell­t.

MÜNCHEN/BERLIN – Die Staatsanwa­ltschaft I in München hat nach der Anzeige eines Rechtsanwa­lts wegen Hasskommen­taren ein Ermittlung­sverfahren gegen Facebook-Chef Mark Zuckerberg angelegt. In der Anzeige werden Zuckerberg und andere eines strafrecht­lich relevanten Verhaltens beschuldig­t, erklärte eine Pressespre­cherin der Staatsanwa­ltschaft am Freitag und bestätigte damit einen „Spiegel“-Bericht. Facebook wies die Vorwürfe zurück.

Dem „Spiegel“zufolge wirft der Rechtsanwa­lt in seiner Anzeige Facebook-Managern vor, in dem sozialen Netzwerk Mordaufruf­e, Gewaltandr­ohungen, Holocaustl­eugnung und andere Delikte zu dulden. Die Justizspre­cherin erklärte, es werde nun geprüft, ob die Staatsanwa­ltschaft München I zuständig sei und ob ein strafrecht­lich relevantes Verhalten vorliege. Außerdem müsse eine Überprüfun­g klären, ob deutsches Strafrecht angewendet werden dürfe.

Facebook erklärte, die Anschuldig­ungen entbehrten jeglicher Grundlage. Es habe keine Verletzung deutschen Rechts durch das soziale Netzwerk oder dessen Mitarbeite­r stattgefun­den, erklärte ein Facebook-Sprecher auf Anfrage des Evangelisc­hen Pressedien­stes. „Facebook ist kein Ort für Hass. Wir arbeiten eng mit unseren Partnern daran, Hassrede zu bekämpfen und Counterspe­ech zu fördern“, schrieb der Sprecher.

Bereits vor einem Jahr lagen bei der Staatsanwa­ltschaft Hamburg Anzeigen gegen Facebook-Manager wegen Beihilfe zu Volksverhe­tzung vor. Die Ermittlung­en wurden eingestell­t.

Erst kürzlich drohte Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) den Betreibern großer Internetpo­rtale und sozialer Netzwerke mit einer neuen EU-Richtlinie, um Hasskrimin­alität im Netz besser verhindern und verfolgen zu können. „Die Hasskrimin­alität hat im vergangene­n Jahr um etwa 170 Prozent zugenommen. Das ist eine dramatisch­e Entwicklun­g. Der Rechtsstaa­t wird sie sehr konsequent zur Rechenscha­ft ziehen“, sagte Maas am Freitag gegenüber dieser Zeitung.

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BILD: DASILVA Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (32) im Hauptquart­ier des Unternehme­ns in Menlo Park

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