Nordwest-Zeitung

Jade Hochschule erforscht Lecks im Hochwasser­schutz

- VON LINA BRUNNÉE

FRAGE: Die Wesermarsc­h liegt zu einem großen Teil unterhalb des Meeresspie­gels. Wie soll sie durch Ihr neues Forschungs­projekt an der Jade Hochschule geschützt werden? BORMANN: Der technische Hochwasser­schutz bietet keinen vollständi­gen Schutz – auch wenn man sich als Anwohner darauf verlässt, dass die Deiche sicher sind. So sagt es ja auch das Umweltmini­sterium. Unser Problem ist aber, dass man sich gerade vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls nicht mehr zu 100 Prozent sicher sein kann. Wir versuchen, den Teil des Hochwasser­schutzes und des Hochwasser-Risikomana­gements zu stärken, der über die baulichen Maßnahmen hinausgeht. Unser Ansatz ist, zu prüfen, wie ein System oder

Prof. Dr. Helge Bormann

P@ Infos unter www.jade-hs.de

auch der Landkreis Wesermarsc­h widerstand­sfähiger gegen Hochwasser werden kann, indem er besser informiert und organisier­t wird. FRAGE: Wie sehen Sie die Bedrohung durch Hochwasser in der Zukunft? BORMANN: Wir rechnen damit, dass Hochwasser­ereignisse zunehmen. Sowohl in der Häufigkeit, wie auch in

der Intensität. In der Wesermarsc­h haben wir den besonderen Fall, dass das Hochwasser nicht nur von einer Seite, sondern von beiden kommen kann. Es kann über eine Sturmflut der Nordsee und von der Weser her kommen. Das Worstcase-Szenario wäre, dass beides gleichzeit­ig passiert. Darauf ist man nicht vorbereite­t. Das ist einer der Ansatzpunk­te unseres neuen Forschungs­projektes. FRAGE: Wie würde ein Verbesseru­ngsmodell und Forschungs­projekt denn konkret aussehen? BORMANN: Wir suchen zum Beispiel Informatio­nslücken, indem wir Katastroph­enschutzüb­ungen begleiten. Durch praktische Übungen stellt man oft fest, dass man an bestimmten Punkten gar nicht mehr genau weiß, welche Infrastruk­tur noch benutzbar ist – welche Straße oder Tankstelle ist noch zu nutzen, wenn die Straßen unter Wasser stehen. Eine umfassende­re Informatio­nsgrundlag­e hilft da, diese Szenarien noch realitätsn­äher werden zu lassen. Und um zu schauen, wo kritische Punkte sind, damit das Katastroph­enmanageme­nt verbessert werden kann.

 ??  ?? ist Projektlei­ter des neu bewilligte­n Forschungs­projektes „Frames“(Flood Resilient Areas bey Multi-layEred Safety). Das Projekt zum Hochwasser-Risikomana­gement wird mit 6,9 Millionen Euro von der Europäisch­en Union gefördert.
ist Projektlei­ter des neu bewilligte­n Forschungs­projektes „Frames“(Flood Resilient Areas bey Multi-layEred Safety). Das Projekt zum Hochwasser-Risikomana­gement wird mit 6,9 Millionen Euro von der Europäisch­en Union gefördert.

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