Begegnung mitten in aufgewühlter See
U-Boote machen in „Rudeln“Jagd auf alliierte Geleitzüge – Sichtkontakt keine Seltenheit
Am 5. November 1941 trifft U 96 im Atlantik auf U 572. Friedrich Grade beschreibt die Begegnung in seinem damaligen Tagebuch-Eintrag.
OLDENBURG – Zwei Bootsbegegnungen an zwei Tagen im offenen Atlantik: Am 5. November 1941 die mit U 572, einen Tag später die mit U 69.
Gerade erst hatte Friedrich Grade, Leitender Ingenieur an Bord von U 96, verraten, dass sein Boot eines von 13 U-Booten ist, die auf einen Geleitzug operieren.
Seitdem die Alliierten ihre Transportschiffe nur noch in gesicherten Verbänden fahren ließen, stellte auch die deutsche U-Boot-Führung auf eine „Rudel-Taktik“um und setzte mehrere U-Boote gleichzeitig in so genannten „Wolfsrudeln“auf bestimmte Geleitzüge an.
Bis zu 40 Boote
Auf dem Höhepunkt der Atlantikschlacht des Zweiten Weltkriegs, im Herbst und Winter 1942/1943, machten in der Spitze bis zu 40 deutsche U-Boote Jagd auf einen Geleitzug.
Durch die Ballung von UBoots-Rudeln in relativ kleinen Seeräumen kam es regelmäßig zu Sichtkontakten zwischen den Booten.
So trifft U 96 bereits am 25. August auf U 563. Zwei Tage später werden die „Bestecke“mit U 567 und U 84 ausgetauscht. Am 3. September kommt es zu einem Treffen mit U 77, dessen Antrieb man am 4. November erneut in unmittelbarer Nähe horcht, wie Friedrich Grade in seinem Tagebuch berichtet.
Die Begegnung von U-Booten auf hoher See ist im Herbst 1941 offenbar die Regel, nicht die Ausnahme. Jedoch: Noch hat kein Kriegsberichter eine solche Begegnung fotografiert!
Spektakuläre Bilder
Den Fotos Lothar-Günther Buchheims vom 5. November 1941 wünscht Friedrich Grade: „Wenn sie gelungen sind, dann ist das ganz phantastisch schön.“Wie wir wissen, gelangen die Bilder sehr wohl. Das Bild von der U-Boot-Begegnung wurde eines der markantesten Buchheim- und mithin U-Boot-Fotomotive. Es zierte unter anderem das Cover seines Bestsellers „Das Boot“.
Die Einmaligkeit der Aufnahme wird im Buch „Das Boot“mit der Sprachgewalt des Autors zusätzlich überhöht. Da „brüllt der Alte“, „stockt der Atem“: „Alle haben die Münder auf, sperrangelweit wie die Holzpuppen, denen man Stoffbälle in die Mäuler zielt – oder wie Vogelbrut, die wartet, daß die Vogelmutter anfliegt.“
Dank des privaten Tagebuches Friedrich Grades wissen wir dagegen, wie normal Begegnungen von U-Booten auf hoher See im Herbst 1941, vor genau 75 Jahren, gewesen sind.