Ermittlungen auch gegen Behr
Strafanzeige gegen Ex-Vorstand von EWE
OLDENBURG/LÜBECK – In der Spitzel-Affäre beim Oldenburger Energieversorger EWE hat die Staatsanwaltschaft Lübeck ihre Ermittlungen ausgeweitet. Sie richten sich laut der Behörde jetzt auch gegen den im September zurückgetretenen EWE-Personalvorstand Nikolaus Behr. Ihm wird vorgeworfen, die rechtswidrige Beschattung des ehemaligen EWE-Mitarbeiters Christian C. in Auftrag gegeben zu haben.
„Der Kreis der Beschuldigten hat sich erweitert“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Lübeck, Ulla Hingst, der Ð, nach Strafanzeigen des beschatteten ExMitarbeiters.
Ins Visier der Ermittler ist neben Behr auch der ehemalige Büroleiter der Anwaltskanzlei Hogan Lovells in Hamburg geraten, der nach Aufdeckung der Spitzel-Affäre ebenfalls seinen Posten räumen musste.
Behr soll über die Anwaltskanzlei eine Detektei mit der Beschattung beauftragt haben. Diese montierte dafür offenbar rechtswidrig Peilsender am Auto von Christian C. Gegen Mitarbeiter der Detektei ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck bereits seit längerem.
Die Motive von Behr sind weiter unklar. Spekuliert wird über persönliche Streitigkeiten mit Christian C. Der damals leitende Mitarbeiter bei EWE Netz war 2012 gefeuert worden. Es folgte ein Rechtsstreit um die Entlassung, der noch andauert.
EWE fordert dem Vernehmen nach Schadenersatz von Behr und der Anwaltskanzlei, die Rechnungen für die Bespitzelung gestellt haben soll. „Wir sind im Gespräch mit allen Beteiligten“, sagte EWESprecher Mathias Radowski der Ð.
Die Spitzel-Affäre könnte aber auch für EWE noch Folgen haben. Nach Ð-Informationen wird es möglicherweise weitere Strafanzeigen gegen Mitarbeiter des Unternehmens geben, die Kenntnis von den Rechnungen der Anwaltskanzlei und damit auch von den Beschattungen gehabt haben könnten. Offen ist zudem noch, ob Christian C. eventuell Schmerzensgeld von der EWE oder der Anwaltskanzlei fordert.