Verband schiebt WM-Affäre ins Abseits
Reinhard Grindel als Präsident bestätigt – Vorgänger Niersbach nicht entlastet
Eine Ethik-Kommission soll Vorgänge im DFB kontrollieren. Den Vorsitz übernimmt ExAußenminister Kinkel.
ERFURT – Reinhard Grindel ist ohne Gegenstimme als Präsident des Deutschen FußballBundes (DFB) wiedergewählt worden. Der 55-Jährige wurde am Freitag in Erfurt von allen 258 anwesenden Delegierten des DFB-Bundestages bis 2019 im Amt bestätigt.
„Das ist ein großer Rückenwind für die Aufgaben der kommenden drei Jahre“, sagte Grindel, der vor gut einem halben Jahr das Amt angetreten hatte. „Es ist schön, dass man jetzt ein richtiger Präsident ist.“Der frühere CDUBundestagsabgeordnete aus Rotenburg führt den DFB seit dem 15. April, als er zum Nachfolger des durch die WM-Affäre belasteten Wolfgang Niersbach gekürt worden war. Die weiteren Themen des DFB-Bundestages: ETHIKKOMMISSION
Der DFB führt als Konsequenz aus der Affäre um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland eine Ethik-Kommission ein und reformiert seine Compliance-Struktur. Der frühere Bundesaußenminister Klaus Kinkel übernimmt den Vorsitz des Ethik-Gremiums. WM-AFFÄRE
Der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und der ehemalige Generalsekretär Helmut Sandrock wurden nicht entlastet. Dies werde „zurückgestellt, bis eine endgültige Klärung des Sachverhalts erfolgt ist“, sagte Generalsekretär Friedrich Curtius.
Ansonsten wurde die Aufarbeitung des Skandals um die WM 2006 aber weitgehend als abgeschlossen bewertet. „Der DFB wurde vor einem Jahr in seinen Grundfesten erschüttert, gleichwohl gelang es uns, den beinahe entgleisten DFB-Zug auf den Schienen zu halten“, sagte DFB-Vize Rainer Koch. Der Name des früheren WM-Organisationschefs Franz Beckenbauer fiel bis zur Wahl kein einziges Mal. DFB-POKAL
Anfang 2017 stehen Gespräche im Konflikt um die erste Pokalrunde zwischen DFB und Deutscher Fußball Liga an. Die Proficlubs wollen die Zeit vor der Saison lieber für lukrative Auslandsreisen nutzen, die Amateure direkt zum Auftakt schon die Chance auf die Auslosung gegen einen Spitzenclub haben. DFB-Vize Rainer Koch kündigte an, dass die erste Runde zukünftig womöglich erst nach dem Bundesliga-Start gespielt wird. GRUNDLAGENVERTRAG
Die Delegierten stimmten wie erwartet dem neuen Grundlagenvertrag mit der DFL bis 2023 zu. Der Vertrag regelt die Geldflüsse zwischen dem DFB und den im Ligaverband organisierten 36 Proficlubs der Bundesliga und der 2. Liga. Der DFB erhöht seine Zuschüsse für die Landesverbände von fünf auf acht Millionen Euro jährlich. Die DFL wiederum will pro Jahr 2,5 Millionen für Projekte des Masterplans Amateurfußball bereitstellen. Der DFB schießt weitere 1,2 Millionen Euro zu. AKADEMIE
Der geplante Bau der neuen DFB-Akademie in Frankfurt wird teurer als geplant. Der bisherige Kostenrahmen von 109 Millionen Euro werde nicht ausreichen, sagte Grindel. Daher wolle man im Laufe des kommenden Jahres die DFB-Delegierten zu einem Außerordentlichen Bundestag einladen, um über die Umsetzung des umstrittenen Projekts abstimmen zu lassen.