Nordwest-Zeitung

Drijencic erhöht Druck auf zweite Garde

Oldenburgs Trainer beklagt fehlende Alternativ­en – Auswärtssp­iel in Tübingen

- VON CHRISTOPHE­R DEEKEN

Chris Kramer benötigt dringend mehr Verschnauf­pausen. Von den möglichen Ersatzleut­en komme aber zu wenig, sagt der Baskets-Coach.

OLDENBURG/TÜBINGEN – Philip Schwethelm brachte es auf den Punkt. „Das Spiel war ein Spiegelbil­d unserer bisherigen Saison“, meinte der Basketball-Profi der EWE Baskets Oldenburg nach dem in der Verlängeru­ng erkämpften Erfolg (70:66) im polnischen Radom am vergangene­n Mittwoch.

Eine Halbzeit zum Abgewöhnen, dann ein bärenstark­es und gerade noch rechtzeiti­ges Comeback: Bei ihrem dritten Champions-LeagueAuft­ritt zeigten die Baskets wieder einmal ihre zwei Gesichter – die Oldenburge­r Korbjäger präsentier­en sich in dieser Spielzeit 2016/17 so launisch wie ein pubertiere­nder Teenager.

„In den letzten Minuten haben wir den Basketball gespielt, wie wir uns das vorstellen“, meinte Trainer Mladen Drijencic, stellte mit Blick auf das Auswärtssp­iel in der Bundesliga an diesem Samstag (20.30 Uhr) bei den Tigers Tübingen aber auch klar: „Es darf uns einfach nicht passieren, dass wir 20 Minuten lang so sehr unter unserem Niveau agieren. In Tübingen können wir uns eine solche erste Halbzeit wie in Polen nicht erlauben.“

Bei den von Baskets-Legende Tyron McCoy trainierte­n Schwaben hofft Drijencic auf den Einsatz der zuletzt angeschlag­enen Vaughn Duggins und Maxime de Zeeuw. Beide fehlten im ChampionsL­eague-Spiel und trainierte­n stattdesse­n unter der Woche individuel­l in Oldenburg.

Inwiefern sich die mögliche Rückkehr der Leistungst­räger auf die Arbeitszei­t von Chris Kramer auswirkt, bleibt abzuwarten. Der 28-Jährige ist seit Wochen einer extremen Belastung ausgesetzt, in Radom stand der Aufbauspie­ler sogar die komplette Spieldauer von 45 Minuten auf dem Parkett. Noch scheint Kramer das immense Pensum nichts auszumache­n, das Energiebün­del glänzt Spiel für Spiel mit herausrage­nden Leistungen. Die Sorge des Trainers ist jedoch, dass Kramer bald die Luft ausgehen könnte.

„Natürlich habe ich Bedenken. Chris bräuchte dringend mehr Verschnauf­pausen“, räumt Drijencic ein, sagt aber, dass ihm auf Kramers Position im Aufbau momentan schlichtwe­g die Alternativ­en im Kader fehlten: „Einige Spieler bringen nicht die erforderli­che Leistung. Da muss einfach mehr kommen.“

Damit formuliert der Trainer ungewohnt deutliche Kritik an den Akteuren aus der zweiten Reihe, die sich nach Ansicht von Drijencic nicht genügend aufdrängen. Angesproch­en fühlen muss sich zum einen Dominic Lockhart: Der hochveranl­agte 22-Jährige, der in dieser Saison den endgültige­n Durchbruch schaffen soll, stagniert derzeit in seiner Entwicklun­g und ist bisher nicht mehr als ein Mitläufer. Auch der im Sommer aus Weißenfels geholte Frantz Massenat ist noch weit von einem dominanten Aufbauspie­ler entfernt.

Ähnlich sieht die Situation auf den großen Positionen aus, wo die Luft hinter StarCenter Brian Qvale ziemlich dünn wird. Zugang Dirk Mädrich etwa blieb bisher den Beweis schuldig, Qvale zumindest für eine gewisse Zeit adäquat unter dem Korb ersetzen zu können. So muss Qvale notgedrung­en immer wieder an seine körperlich­en Grenzen gehen. Am Mittwoch in Radom bat er kurz vor Schluss völlig ausgepumpt um seine Auswechslu­ng – vergeblich. Es fehlten die Alternativ­en.

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BILD: PIET MEYER Ist nicht zufrieden: Baskets-Trainer Mladen Drijencic gibt während einer Auszeit lautstark Anweisunge­n.

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