Nordwest-Zeitung

Johnson gewinnt seit 25 Jahren

US-Superstar machte 1991 seine HIV-Infektion öffentlich

- VON FLORIAN LÜTTICKE

Mit der Erklärung beendete Johnson die Karriere. Bei einem Comeback holte er Olympia-Gold.

LOS ANGELES – Beim Gedanken an die schwersten Momente seines Lebens erlischt selbst das weltberühm­te Lächeln von Earvin „Magic“Johnson. Vor einem Vierteljah­rhundert erzählte der Basketball-Superstar seiner Ehefrau Cookie von seiner erschütter­nden HIV-Diagnose und erinnert sich auch heute noch mit Schrecken daran. „Ich denke, dass ich jetzt wahrschein­lich tot wäre, falls sie mich verlassen hätte, keine Frage“, sagt der inzwischen 57-Jährige: „Sie dachte, es wäre mein Todesurtei­l, weil wir es nicht besser wussten.“

Mit den Los Angeles Lakers gewinnt Johnson fünf NBA-Titel, revolution­iert als 2,06 Meter großer Point Guard das Aufbauspie­l, verzaubert im legendären Dream Team 1992 in Barcelona Basketball-Fans auf der ganzen Welt. Die wohl größte Lebensleis­tung schafft er allerdings nach seinem Karriereen­de, indem er seine ganze Kraft der Aids-Aufklärung widmet und das Tabuthema in die breite Öffentlich­keit bringt.

„Er hat die Wahrnehmun­g von HIV in den USA vollständi­g verändert“, sagt Phill Wilson, Chef des Black Aids Institute. Mit Hilfe seiner Persönlich­keit räumt Johnson auch mit dem damals größten Vorurteil auf. „Die vorherrsch­ende Warnung war, dass HIV eine Krankheit von weißen Homosexuel­len war“, erinnert Wilson.

Vor 25 Jahren, am 7. November 1991, wendet sich Johnson an die amerikanis­che Öffentlich­keit und gibt seine HIV-Infektion und sein Karriereen­de bekannt. Er kehrt zurück, gewinnt mit seinen US-Kollegen Olympia-Gold, belässt es aber aus Rücksicht auf die Sorgen seiner Kontrahent­en bei zwei Kurz-Comebacks. „Die Spieler waren so verängstig­t, dass sie sich mit HIV infizieren, wenn sie nur gegen mich spielen“, berichtet Johnson.

Ein Rückzug ins Private und der alleinige Kampf mit der Krankheit kommt für den heutigen Geschäftsm­ann aber schon damals nicht infrage. „Ich habe nie gedacht, dass ich sterben werde, dafür bin ich nicht der Typ. Ich bin mein ganzes Leben ein Wettkämpfe­r gewesen“, beschreibt Johnson seinen Umgang mit der Immunschwä­che. Eine Kombinatio­n zahlreiche­r Medikament­e verhindert den Ausbruch der Krankheit.

Zunächst sucht er als Motivation­ssprecher und TV-Kommentato­r das Rampenlich­t, heute besitzt er laut Schätzunge­n ein Vermögen von 500 Millionen US-Dollar und ist auf zahlreiche­n Geschäftsf­eldern aktiv. Johnson ist unter anderem Mitbesitze­r des Baseball-Clubs Los Angeles Dodgers.

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BILDER: DP.A 1992 holte Earvin Johnson Gold bei Olympia (Bild oben). Der heute 57-Jährige (links) hatte ein Jahr zuvor seine HIV-Infektion öffentlich gemacht.
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