Wenn Patienten in Notaufnahmen drohen
Attacken und Beschimpfungen gegen Pfleger und Mediziner an der Tagesordnung
Auch in Oldenburgs Kliniken ist der Ton rauer. Besonders alkoholisierte Patienten randalieren.
OLDENBURG – Beschimpfungen sind an der Tagesordnung: In Oldenburgs Notaufnahmen geht es rauer zu als noch vor ein paar Jahren. Das bestätigen Mediziner und Pflegekräfte, die in den drei Stadtkliniken helfen, Patienten in Notsituationen zu versorgen. Sie müssen sich beschimpfen und beleidigen lassen, in manchen Fällen werden sie sogar bedroht. „Das hat es früher nicht in diesem Ausmaß gegeben“, erklärt Dr. Thomas Henke, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme des Evangelischen Krankenhauses. 37 500 Patienten und Patientinnen werden dort pro Jahr versorgt. Damit rangiert die stadtnahe Oldenburger Notaufnahme auf Platz drei in ganz Niedersachsen.
Notfallmediziner Henke hat sich gegen einen Sicherheitsdienst entschieden. „Wenn es zu rigoros wird, müssen wir aber auch die Polizei rufen“, erläutert er. Das seien aber die Ausnahmefälle. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden regelmäßig in Deeskalationstechniken geschult. Sorge bereiten Henke nach wie vor derart stark alkoholisierte Jugendliche, die randalierten. Es gebe aber auch durch ihre Krankheit psychisch beeinträchtigte Menschen, die als Patienten zu Aggressionen neigten oder Angehörige, die die Kranken begleiteten und sich sorgten. „Die kann man meist in einem Gespräch beruhigen.“
Im Klinikum kommt es vereinzelt zu körperlicher Gewalt gegen Mitarbeiter. Das berichtet Bernd Christoph Ulrich, ärztlicher Leiter der Notfallversorgung. Auch hier setzt man auf Deeskalations- und Kommunikationstrainings. „Zudem gibt es einen Sicherheitsdienst, der rund um die Uhr erreichbar ist. Und seit einem Jahr haben wir auch Videobeobachtung in der Notfallaufnahme.“Man arbeite weiter an dem Thema. So sollen etwa nach dem Umbau der Notfallaufnahme alle Behandlungszimmer mit Notfallbuttons ausgerüstete werden. Matthias Grüßing, pflegerischer Leiter in der Notaufnahme, spricht nicht nur von körperlichen Attacken, sondern vor allem von den verbalen Übergriffen. „Das sind teilweise handfeste Beleidigungen und sogar Drohungen“, berichtet Grüßing. „Es belastet die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, wenn pöbelnde Patienten drohen, etwa mit Sätzen wie ,Ich finde raus, wo du wohnst’ oder auch ,Ich warte, bis du nach Hause gehst’. Diese Entwicklung bereitet uns allen Sorge.“
Kirsten Habbinga ist Leitende Ärztin im Pius-Aufnahmezentrum und in der Notaufnahme. Auch sie erlebt aufgebrachte Patienten. Im Pius kommt es vor allem zu Aufregungen, wenn etwa Menschen mit akuten Augenverletzungen Hilfe suchen.
Der augenärztliche Notdienst ist jedoch – aufgrund einer für viele nicht nachzuvollziehenden Regelung der kassenärztlichen Vereinigung – an manchen Tagen in Ostfriesland angesiedelt.