WORT ZUM SONNTAG
Mit den Gedanken an sie wird mir klar, wie faszinierend alles in einander greift, wie wunderbar unsere Schöpfung eigentlich ist. Von den jungen Menschen werden wir gefor- dert. Anregungen, Veränderungen und Entwicklungen stehen im Vordergrund. Die Erfahrungen der Älteren dagegen können uns Hilfe sein, uns unterstützen und Sicherheit geben. Und selbst ein hochdementer Mensch hat in diesem Zusammenspiel der Lebensläufe eine wichtige Aufgabe. Nichts und niemand ist überflüssig oder sinnlos. In vielen Situationen erschließt sich uns dieser Sinn nicht sofort, in einigen traurigen Fällen auch gar nicht. Doch oft, gerade in der Rückschau auf mein Leben, habe ich das Gefühl, es hat sich alles „zurecht geruckelt“. Jede Erfahrung war nötig, um aus mir den Menschen zu machen, der ich geworden bin. Bedeutet das umgekehrt, dass ich nicht mehr ich wäre, wenn ich mich in einigen Situationen anders entschieden, etwas anderes erlebt hätte?
Grundsätzlich ist zu fragen, ob es sich also um eine reine Selbstschöpfung oder eher um ein geglücktes Verstehen des persönlichen Lebensauftrags handelt. Gibt es auch einen transzendenten Anteil daran? Ich persönlich hoffe und vertraue darauf, tief in meinem Inneren spüren zu können, wer ich eigentlich bin, wie ich gedacht bin. Diese innere Suche findet ihren poetischen Ausdruck in der biblischen Bitte: Herr, erleuchte die Augen meines Herzens! (vgl. Eph. 1,18)
Alke Solling ist Lehrerin an der IGS-Flötenteich in Oldenburg.