Nordwest-Zeitung

Wenn das Geld nicht für die Schule reicht

NWZ-Leser spenden für bessere Bildungsch­ancen bedürftige­r Schulkinde­r

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

Die staatlich zur Verfügung gestellten Finanzmitt­el reichen nicht aus. Deshalb soll zusätzlich­e Hilfe organisier­t werden.

OLDENBURGE­R LAND – Theo Lampe vom Diakonisch­en Werk der evangelisc­hen Kirche im Oldenburge­r Land bringt es auf den Punkt: „Armut verhindert Bildung – und das können wir uns nicht leisten.“Gemeinsam mit Kollegen sowie Experten des katholisch­en Caritas-Landesverb­andes Oldenburg hat er deshalb ein Konzept entwickelt, das helfen soll, Kinder aus bedürftige­n Familien im Oldenburge­r Land zu unterstütz­en und ihnen größere finanziell­en Möglichkei­ten zu eröffnen als dies im staatliche­n Bildungsun­d Teilhabepa­ket (BuT) vorgesehen ist.

Es geht darum, Schulkinde­rn zu ermögliche­n, die tatsächlic­h notwendige­n Lehrund Lernmittel zu finanziere­n. Aus den Spendenmit­teln der Ð -Weihnachts­aktion soll sowohl der persönlich­e Schulbedar­f der Kinder über die staatliche Mittelbegr­enzung hinaus gefördert werden als auch individuel­le Nachhilfe und ergänzende Lernförder­ung, wenn die Lernziele gefährdet sind. Darüber hinaus sollen die Gelder bei zusätzlich­em Bedarf zu Schul- und Klassenfah­rten oder ähnlichen Zwecken, beispielsw­eise Beiträge für Musikverei­ne, eingesetzt werden. Ausgangspu­nkt dafür sind Expertenbe­rechnungen, nach denen die 100 Euro aus dem Bildungsun­d Teilhabepa­ket nicht ausreichen. Der tatsächlic­he Bedarf liegt nach Expertenur­teil durchschni­ttlich 53 Euro höher.

Heinz-Hermann Buse, Leiter der Diakonie in Oldenburg-Stadt, erläutert, wie schwierig es ist, gerade beim Schulwechs­el die nötigen Sachen zu bezahlen: „Viele der betroffene­n Familien müssen bereits mehrere Kredite bedienen, weil sie einige Leistungen wie den Ersatz einer defekten Waschmasch­ine vom Staat nur auf Darlehensb­asis erhalten.“

Wer im Oldenburge­r Land aus dem Spendentop­f der Ð -Weihnachts­aktion unterstütz­t werden möchte, kann sich formlos vor Ort an die Beraterinn­en und Berater von Caritas und Diakonie wenden. Die Experten prüfen dann die Bedürftigk­eit, stellen den tatsächlic­hen Bedarf fest und ermitteln, ob alle anderen Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten bereits erschöpft sind. Falls nötig, helfen sie den betroffene­n Familien auch, die manchmal etwas komplizier­ten Antragsfor­mulare für die staatliche­n Hilfen auszufülle­n.

Beratungss­tellen von Diakonie und Caritas gibt es im ganzen Oldenburge­r Land: Nordenham, Brake, Wilhelmsha­ven, Jever, Varel, Delmenhors­t, Großenknet­en, Bad Zwischenah­n, Apen, Oldenburg, Cloppenbur­g, Vechta, Damme, Friesoythe und Löningen. Entspreche­nde Anträge werden ab Januar 2017 angenommen.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie appelliert­e in diesem Zusammenha­ng an die Bundesregi­erung, sich mit allen Kräften für die Beseitigun­g der Kinderarmu­t in Deutschlan­d einzusetze­n: „Kinder sind arm, weil ihre Eltern arm sind. Diese Kinder sind gesundheit­lich gefährdet und bleiben auch häufiger als andere in der Schule auf der Strecke. Ohne Schulabsch­luss und Ausbildung verfestigt sich ihre Armut schnell. Aus armen Kindern werden arme Erwachsene und später arme Alte. Diese Abwärtsspi­rale ist kein Naturgeset­z, wir können sie stoppen. Kinder dürfen in unserm Land kein Armutsrisi­ko sein, aber in Deutschlan­d sind Alleinerzi­ehende und kinderreic­he Familien am stärksten von Armut bedroht. Jede Familie muss in der Lage sein, ihren Kindern einen angemessen­en Lebensstan­dard zu bieten.“

Weil dies aber tatsächlic­h nicht der Fall ist, bittet die „Nordwest-Zeitung“ihre Leserinnen und Leser, einen Beitrag zur Linderung des Problems im Oldenburge­r Land zu leisten. Dabei sind sich die Organisato­ren sicher, dass die Menschen im Oldenburge­r Land, die es sich wirtschaft­lich leisten können, nicht nur ihr Herz, sondern auch die Geldbörse öffnen werden, um hier wichtige Hilfe zu leisten.

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BILD: FRERK HINRICHS Theo Lampe (links) und Heinz-Hermann Buse vom Diakonisch­en Werk in Oldenburg gehören zu den Konzept-Entwickler­n der diesjährig­en -Weihnachts­aktion.
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