Nordwest-Zeitung

Machtkampf läuft

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Die Suche nach einem Nachfolger für Joachim Gauck geht weiter. Kein Ende im Präsidente­npoker. Eigentlich hatten sich Union und SPD darauf verständig­t, einen gemeinsame­n Kandidaten für das höchste Amt im Staat zu präsentier­en und ihn mit ihrer übergroßen Mehrheit in der Bundesvers­ammlung am 12. Februar des kommenden Jahres zu wählen.

Es sollte eine Kür im Konsens werden, um das Amt nicht durch parteipoli­tische Auseinande­rsetzungen zu beschädige­n und einen regelrecht­en Wahlkampf um den Einzug ins Schloss Bellevue zu vermeiden. Die Bundespräs­identenwah­l als Signal der Vernunft und der Geschlosse­nheit, als Zeichen gegen die zunehmende gesellscha­ftliche Spaltung und die Radikalisi­erung von Rechts und von Links.

Doch entgegen der guten Vorsätze hat der parteipoli­tische Machtkampf um diese Entscheidu­ng längst begonnen. CDU-Chefin Angela Merkel und der SPD-Vorsitzend­e Sigmar Gabriel stehen unter Druck. Von beiden wird in der eigenen Partei erwartet, den Superpräsi­denten möglichst aus den eigenen Reihen durchzuset­zen. So droht nun aus der Kandidaten­kür eine harte Auseinande­rsetzung, ein unwürdiges Geschacher­e zu werden. Da wäre ein fairer Wettbewerb der besten Bewerber, ein womöglich spannendes Duell mit einer Entscheidu­ng am Ende in der Bundesvers­ammlung die bessere Lösung.

Joachim Gauck ist es mit seiner souveränen wie beeindruck­enden Amtsführun­g in kurzer Zeit gelungen, die Blessuren des Amtes, die seine zurückgetr­etenen Vorgänger hinterlass­en hatten, wieder zu kurieren. Sein Nachfolger oder seine Nachfolger­in wird in große Schuhe treten. Union und SPD sollten sich jetzt besinnen auf ein würdiges Verfahren und auf einen gemeinsame­n oder zwei eigene veritable Kandidaten.

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