Machtkampf läuft
Die Suche nach einem Nachfolger für Joachim Gauck geht weiter. Kein Ende im Präsidentenpoker. Eigentlich hatten sich Union und SPD darauf verständigt, einen gemeinsamen Kandidaten für das höchste Amt im Staat zu präsentieren und ihn mit ihrer übergroßen Mehrheit in der Bundesversammlung am 12. Februar des kommenden Jahres zu wählen.
Es sollte eine Kür im Konsens werden, um das Amt nicht durch parteipolitische Auseinandersetzungen zu beschädigen und einen regelrechten Wahlkampf um den Einzug ins Schloss Bellevue zu vermeiden. Die Bundespräsidentenwahl als Signal der Vernunft und der Geschlossenheit, als Zeichen gegen die zunehmende gesellschaftliche Spaltung und die Radikalisierung von Rechts und von Links.
Doch entgegen der guten Vorsätze hat der parteipolitische Machtkampf um diese Entscheidung längst begonnen. CDU-Chefin Angela Merkel und der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel stehen unter Druck. Von beiden wird in der eigenen Partei erwartet, den Superpräsidenten möglichst aus den eigenen Reihen durchzusetzen. So droht nun aus der Kandidatenkür eine harte Auseinandersetzung, ein unwürdiges Geschachere zu werden. Da wäre ein fairer Wettbewerb der besten Bewerber, ein womöglich spannendes Duell mit einer Entscheidung am Ende in der Bundesversammlung die bessere Lösung.
Joachim Gauck ist es mit seiner souveränen wie beeindruckenden Amtsführung in kurzer Zeit gelungen, die Blessuren des Amtes, die seine zurückgetretenen Vorgänger hinterlassen hatten, wieder zu kurieren. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin wird in große Schuhe treten. Union und SPD sollten sich jetzt besinnen auf ein würdiges Verfahren und auf einen gemeinsamen oder zwei eigene veritable Kandidaten.
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