Gratwanderung
Angriff ist die beste Verteidigung. Die rot-rot-grünen Lockerungsübungen mit Blick auf das Superwahljahr 2017 kommen der CSU gerade recht. Mit dem Schlagwort von der drohenden „Linksfront“hat sie auf ihrem Parteitag in München schon einmal den Sound für den Lagerwahlkampf geprobt. Je lauter die Attacken auf SPD, Grüne und Linke, desto leichter lässt sich von den eigenen Problemen ablenken.
In der Union sind die Reihen noch längst nicht wieder geschlossen. Dass der traditionelle Auftritt der Kanzlerin bei der Schwesterpartei diesmal ausfallen musste und sich im Streit über die Flüchtlingspolitik immer noch keine gemeinsame Linie abzeichnet, ist ein Beleg dafür. Die Gräben, die in den letzten zwölf Monaten aufgerissen sind, bleiben tief.
Wohin will die CSU? Sie möchte zur Brandmauer gegen die AfD werden. Mit ihrem neuen Grundsatzprogramm versucht sie, ihr Profil zu schärfen, betont konservative Werte und einen harten Flüchtlingskurs. Eine Gratwanderung. Für potenzielle AfD-Wähler attraktiv zu sein, ohne sie in Stil, Sprache und Radikalität zu kopieren, darin besteht die große Herausforderung.
Mag man auch nicht in allen Punkten auf Merkels Linie liegen: Die verbliebenen Differenzen sind durchaus auszuhalten. Die CSU muss jetzt den Schulterschluss suchen. Alles andere wäre ein Super-GAU für die Unionsschwestern.
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