Nordwest-Zeitung

Teure Tropfen ohne Superkräft­e

ROTE FRUCHTSÄFT­E Produkte sprechen gesundheit­sbewusste Käufer an – Preise wie für guten Wein

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Von 16 Produkten im Test schneiden zehn gut ab. Für den gesundheit­lichen Nutzen von Cranberry, Granatapfe­l und Aroniabeer­e fehlen allerdings die wissenscha­ftlichen Belege.

BERLIN/KU – Säfte aus Cranberry, Granatapfe­l und Aroniabeer­e sprechen gesundheit­sbewusste Käufer an. Die Preise sind saftig – bis zu zwölf Euro verlangen die Anbieter für einen Liter dieser roten Fruchtsäft­e. Nicht alle sind das Geld wert, berichtet die Stiftung Warentest in der Zeitschrif­t „test“(11/16). Von 16 Produkten im Test sind zwei mangelhaft, zwei ausreichen­d und zwei befriedend. Zehn schneiden gut ab.

Geschmackl­ich spitze

Alle fünf Cranberrys­äfte bekommen ein gutes Qualitätsu­rteil, der beste kommt von Rabenhorst und kostet zehn Euro. Er ist sensorisch, also in Geschmack, Aussehen, Mundegefüh­l und Geruch, sogar sehr gut. Geschmackl­iche Fehler haben die Tester bei keinem Produkt festgestel­lt.

Etwas gemischter fällt das Ergebnis bei den Aroniasäft­en aus. Drei von ihnen sind geschmackl­ich spitze und riechen gut. Der Saft von dm schmeckt dagegen kräftig nach getrocknet­en Aroniabeer­en. Das irritiert, denn der Saft sollte laut der Fruchtsaft­verordnung aus frischen Früchten hergestell­t werden. Der einzige Aroniasaft aus Konzentrat, von Grandlavie, schneidet mangelhaft ab. Er ist verwässert und schmeckt auch verdünnt.

Der Granatapfe­lsaft aus Konzentrat von Jacoby liegt bei den Granatapfe­lsäften vorn. Das freut den Geldbeutel: Mit 3,30 Euro pro Liter ist er der günstigste Saft im Test. Doch drei der sechs Granatapfe­lsäfte fallen negativ auf. Einer ist verdorben, hat einen vergleichs­weise hohen Aluminiumg­ehalt und ist insgesamt nur mangelhaft. Ein anderer Saft ist leicht verdorben, ein weiterer enthält Fremdaroma, das nicht aus Granatäpfe­ln stammt.

Fruchtsäft­e aus Cranberry, Aronia und Granatapfe­l gibt es vor allem in Reformhäus­ern, Biomärkten und Drogerien. Ihre Preise erinnern oft eher an Wein als an Saft. Sie sollen aber auch gesundheit­liche Vorteile bringen – das suggeriere­n zumindest Artikel in Zeitschrif­ten und im Internet.

Cranberrys­aft helfe gegen Blasenentz­ündungen, Granatapfe­l sei gut fürs Herz, Aronia wird gar als Gesundheit­soder Wunderbeer­e angepriese­n. Doch wissenscha­ftliche Belege für solche Annahmen fehlen. Florian Wagenlehne­r, Professor für Urologie und Direktor der Urologisch­en Klinik am Universitä­tsklinikum Gießen, empfiehlt Cranberry seinen Patienten nicht. „Größere Metaanalys­en zu wiederkehr­enden Harnwegsin­fektionen zeigen keinen Effekt von Cranberry. Es ist wissenscha­ftlich einfach nicht untermauer­t“.

Ohne Pestizide

Auch für den Nutzen von Granatäfel­n fürs Herz oder für Schutz vor Krebs fehlen Belege. Superkräft­e hat auch die Aroniabeer­e nicht: „Es gibt keine Hinweise, dass Aronia anderem Obst gesundheit­lich überlegen ist“, unterstrei­cht Berhard Watzl, Professor für Ernährungs­wissenscha­ft am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Pflanzensc­hutzmittel stellen bei den getesteten roten Fruchtsäft­en kein Problem dar. Die Prüfer fanden sie allenfalls in Spuren. Und die zwölf Biosäfte waren völlig frei von Pestiziden.

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BILD: STIFTUNG WARENTEST Ob Cranberry, Granatäpfe­l oder Aroniabeer­en: Gute Säfte gibt es laut Stiftung Warentest in allen drei Produktgru­ppen.

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