Nordwest-Zeitung

Milchpreis-Welle im ganzen Einzelhand­el

Handelsket­ten folgen Vorreiter Aldi – Milchviehh­alter geben noch nicht Entwarnung

- VON HOLGER GÖPEL

Die Preiserhöh­ung machte bis zu 40 Prozent aus. Sie umfasste weite Teile des Sortiments von Milchprodu­kten.

BERLIN – Aldi hat den Anfang gemacht, und mittlerwei­le ist die Konkurrenz nachgezoge­n: Milch ist zu Monatsbegi­nn in fast allen Supermärkt­en deutlich teurer geworden.

Für die in den vergangene­n Monaten schwer gebeutelte­n Landwirte ist das ein Hoffnungss­chimmer. Entwarnung will der Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter (BDM) aber noch nicht geben. „Wir müssen abwarten, wie viel die Molkereien weitergebe­n“, sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer dem Berliner „Tagesspieg­el“.

Im Oktober hätten die Landwirte im Schnitt 25 bis 26 Cent pro Liter erhalten. Um profitabel zu arbeiten, sind nach Meinung des Verbands aber rund 40 Cent nötig.

Zurückhalt­end äußerte sich auch der Präsident des Landesbaue­rnverbande­s Brandenbur­g, Henrik Wendorff. „Wenn Aldi und andere Händler die Preise für Trinkmilch jetzt um 40 Prozent erhöhen, darf man nicht vergessen, dass wir mehr als ein Jahr lang ein desaströse­s Preisnivea­u hatten, das viele Landwirte zum Aufgeben gezwungen hat“, sagte Wendorff am Wochenende.

Allein in Brandenbur­g hätten im Zuge der Milchkrise mehr als 60 Betriebe die Produktion aufgeben, mehr als 10000 Milchkühe wurden abgeschaff­t. „Dass der Markt Bedarf signalisie­rt, stimmt uns vorsichtig optimistis­ch – aber zum Aufatmen ist es noch zu früh.“In der seit mehr als zwei Jahren anhaltende­n Milchmarkt­krise stellten bundesweit laut Bundesagra­rministeri­um rund 5000 Betriebe die Milchprodu­ktion ein. Die Zahl der Milchviehb­etriebe sank auf 71 300.

Der Beginn des Monats November ist ein wichtiger Stichtag für Molkereien und Handelskon­zerne. Traditione­ll treten dann neue Halbjahres­verträge für Milch und eine Reihe von Milchprodu­kten in den unteren Preislagen in Kraft.

Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd hatten die Preise für Frischmilc­h und H-Milch der untersten Preislage um gut 40 Prozent angehoben.

Sie stiegen um 19 Cent bei frischer Vollmilch, die jetzt 65 Cent je Liter kostet. Fettarme Frischmilc­h wurde um 18 auf 60 Cent je Liter angehoben, knapp 43 Prozent mehr. Fettarme H-Milch verteuerte sich ebenfalls von 42 auf 60 Cent. Auch die Preise für Speisequar­k und Schlagsahn­e stiegen. Käse und Butter waren bereits in den vergangene­n Monaten teurer geworden.

An den Discounter-Preisen orientiere­n sich dann schnell die Supermarkt-Ketten wie Edeka, Rewe oder Real.

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