Nordwest-Zeitung

Diesel-Affäre bei VW und kein Ende

Ermittlung­en gegen Aufsichtsr­ats-Chef Pötsch – Weitere illegale Software bei Audi?

- VON FELIX FRIELER

Bei Pötsch geht es um seine Zeit als Finanzvors­tand. Wurde die Börse korrekt informiert?

WOLFSBURG/BRAUNSCHWE­IG – VW-Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch ist wegen des Verdachts auf Marktmanip­ulation im Abgasskand­al ins Visier der Ermittler geraten. Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig ermittelt neben zwei weiteren Beschuldig­ten nun auch gegen Pötsch, wie Volkswagen am Sonntag mitteilte.

VW sei aber weiter der Auffassung, dass der Vorstand den Kapitalmar­kt ordnungsge­mäß informiert habe. Ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig wollte sich am Sonntag nicht dazu äußern.

Bereits gegen Ex-VW-Boss Martin Winterkorn und den amtierende­n VW-Markenchef Herbert Diess läuft ein Ermittlung­sverfahren. Gegen die Manager liegt ein Anfangsver­dacht vor, die Finanzwelt zu spät über den aufgefloge­nen Abgas-Skandal informiert und so wichtige Informatio­nen für Anleger unterdrück­t zu haben. Die VW-Aktie hatte nach Bekanntwer­den der Manipulati­onsvorwürf­e im vergangene­n Jahr massiv an Wert verloren. Das hatte Klagen ausgelöst.

Bei Pötsch beziehe sich das Ermittlung­sverfahren auf die Zeit, als er Finanzvors­tand des Konzerns war, wie VW mitteilte. Pötsch und der Konzern wollten die Ermittler „in vollem Umfang unterstütz­en.“

Auslöser des Ermittlung­sverfahren­s ist eine Strafanzei­ge der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin). Sie wacht über die Pflicht von börsennoti­erten Unternehme­n, die Finanzwelt rechtzeiti­g über wichtige Themen zu informiere­n.

Die Staatsanwa­ltschaft sah mit ihren Ermittlung­en gegen Diess und Winterkorn bereits genügend Anhaltspun­kte dafür, dass der Autobauer womöglich zu spät „über die zu erwartende­n erhebliche­n finanziell­en Verluste des Konzerns“informiert haben könnte. Diese Ermittlung­en wurden laut Konzern nun ausgeweite­t.

Die VW-Tochter Audi soll unterdesse­n stärker in den Abgasskand­al verstrickt sein als bislang bekannt. Wie die „Bild am Sonntag“berichtet, hat die kalifornis­che Umweltbehö­rde Carb im Sommer dieses Jahres eine weitere illegale Softwarefu­nktion bei einem Audi mit V6-Motor entdeckt. Diese habe Audi auch für die Manipulati­on von CO2-Werten für Diesel und Benziner in Europa verwendet, schreibt die Zeitung.

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ARCHIVBILD: KNIETFELD Im Blickpunkt: Hans Dieter Pötsch

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