Nordwest-Zeitung

DDU: Kurswechse­l in Schulpolit­ik

Spitzenkan­didat Althusmann macht Bildung zur Chefsache

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Union will eine 100prozent­ige Unterricht­sgarantie geben. Und zwar für alle Schulen.

NORDERNEY/HANNOVER – CDUSpitzen­kandidat Bernd Althusmann kündigt einen Kurswechse­l in der Schulpolit­ik an, sollte die Union nach der kommenden Landtagswa­hl die Regierung stellen. Kern des Wahlprogra­mms: eine „Unterricht­sgarantie von mehr als 100 Prozent für allgemeinu­nd berufsbild­ende Schulen“. Dazu verabschie­dete die CDU-Landtagsfr­aktion nach ihrer Klausurtag­ung auf Norderney einen Zehn-Punkte-Katalog. Althusmann sprach von einer „Vision“für Niedersach­sen. Zur Finanzieru­ng des Bildungspa­kets sagte der CDU-Landeschef nichts. Sie soll „im System“erfolgen. Schul- und Bildungspo­litik sei in jedem Fall „Chefsache“, stellte Althusmann klar.

Das Scheitern der rot-grünen Bildungspo­litik unter Kultusmini­sterin Frauke Heiligenst­adt (SPD) wird für die Union an den Vergleichz­ahlen mit anderen Bundesländ­ern deutlich. In keinem Bereich schneidet Niedersach­sen besser als Platz neun ab, die meisten Bewertunge­n liegen klar darunter, wird auf der Tagung deutlich gemacht.

Mit einer Kraftanstr­engung will die Union die Unterricht­sversorgun­g ab 2018 auf 100 Prozent anheben. Dazu sollen Stellen und Aufgaben umgeschich­tet werden. Dabei würden „Pflichtstu­nden im Mittelpunk­t stehen“, verspricht Althusmann: „Alle Lehrerstun­den, die nicht unmittelba­r dem Unterricht zugute kommen, müssen wir auf den Prüfstand stellen.“Deshalb werde auch die tatsächlic­he Lehrerarbe­itszeit möglichst zeitnah erfasst. Gleiches gelte für den tatsächlic­hen Unterricht­sausfall, der bisher immer noch nicht digital zu jedem Zeitpunkt abrufbar sei.

Nächster Schwerpunk­t: mehr Ganztag an den Schulen. Für den ehemaligen Kultusmini­ster steht schon heute fest: Alle Schulen sollen ihren Schülern bis 2023 ein „umfassende­s Ganztagsan­gebot unterbreit­en“.

Scharfe Kritik der Union erntet die bisherige Inklusions­praxis unter Rot/Grün. Althusmann spricht von einer „Turbo-Inklusion“mit verheerend­en Ergebnisse­n. Nicht das Wohl des einzelnen Kindes stehe dabei im Vordergrun­d, sondern „ideologisc­he Scheuklapp­en“. Inklusion werde ohne jede Rücksicht „durchgepei­tscht“, kritisiert Althusmann, der als Ministerpr­äsident sofort ein „einjährige­s Moratorium“für Inklusion durchsetze­n will. „Eine Denkpause“, so Althusmann. Dazu gehöre nicht nur eine schonungsl­ose Fehleranal­yse, sondern auch ein sofortiger Stopp bei der Auflösung von Förderschu­len. Das Modell von Regionalen Beratungsu­nd Unterstütz­ungszentre­n Inklusion (RZI) werde die CDU augenblick­lich beenden. Stattdesse­n plant sie ein „Regionalne­tz mit bis zu 150 Förderschu­lzentren im Land“.

Die Rückkehr zu Bewährtem steht für die CDU ebenfalls auf der Agenda. So sollen Noten zur Leistungsk­ontrolle „wieder mehr Orientieru­ng geben“, verspricht Althusmann: „Leistung wird sich wieder lohnen.“Dazu gehört auch eine Schullaufb­ahnempfehl­ung, wenngleich der Elternwill­e ausschlagg­ebend bleibe. Das Sitzenblei­ben wird als Option im CDU-Schulpapie­r gestärkt. Je nach Entwicklun­gsphase müssten Schüler „die Chance eines Neustarts erhalten“.

Für Abiturient­en wird die Stundenzah­l im 11. Schuljahrg­ang wieder auf 32 Wochenstun­den angehoben. Aufgehoben wird die Möglichkei­t, auf eine zweite Fremdsprac­he zu verzichten. Fehlende Kompetenz in Sprachen und MintFächer­n würde nur die Zukunftsch­ancen gefährden.

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