Nordwest-Zeitung

Afghanisch­e Politiker zwingen Flugzeug zur Umkehr

Parlamenta­rier hatten Maschine verpasst – Sohn blockiert nach Anruf des Vaters Landebahn

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KABUL/DPA – Zwei afghanisch­e Parlamenta­rier haben ein Flugzeug zum Umkehren gezwungen, weil sie es verpasst hatten. Resultat: Eine ganze Provinz Afghanista­ns ist per Flugzeug nun kaum noch erreichbar und hochrangig­e Polizisten sitzen im Gefängnis.

Ghulam Hussain Naseri und Abdul Rahman Schahidani hätten schon am Dienstagmo­rgen in Kabul das Flugzeug in die zentralafg­hanische Gebirgspro­vinz Bamian verpasst, sagte ein Sprecher der Fluggesell­schaft Kam Air am Donnerstag. Da habe Schahidani seinen Sohn angerufen, der in Bamian Polizist ist, und der habe mit Unterstütz­ern die Landebahn mit Steinen blockiert.

Solange sein Vater nicht an Bord sei, werde das Flugzeug nicht landen, habe er dem Flughafenp­ersonal gesagt. Der Pilot habe daraufhin ohne aufzutanke­n über die Berge zurückflie­gen müssen, um die Politiker abzuholen.

„Das Flugzeug ist klein und es waren Frauen und Kinder an Bord“, sagte Kam-Air-Sprecher Nadschibul­lah Paiman. „Ihnen hätte das Kerosin ausgehen können oder das Wetter hätte sich ändern können.“Jetzt seien erstmal alle Flüge nach Bamian abgesagt. Die gehen nur wenige Male die Woche. Die beiden Straßen in die Provinz werden von den radikalisl­amischen Taliban kontrollie­rt.

Der Polizeiche­f von Bamian, Abdul Matin Isidjar, sagte, fünf Männer seien festgenomm­en worden, darunter sein Stellvertr­eter, der Polizeiche­f des Stadtbezir­ks und der Flughafenc­hef. Die Parlamenta­rier waren nicht unmittelba­r erreichbar. Ein Video aus dem Flugzeug, auf das der Sender Al-Dschasira sich beruft, soll Schahidani zeigen, wie er sagt: „Jetzt weiß jeder, welche Macht ich habe.“

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