Nordwest-Zeitung

Abwasser-Streit wird immer schmutzige­r

;chlachthof Vion und ;tadt Cloppenbur­g werfen einander unsauberes Vorgehen vor

- VON KARSTEN KROGMANN

Vion findet es befremdlic­h, dass die ;tadt keine ;chlachthof-Abwässer mehr klären will. Die ;tadt hingegen wirft Vion vor, die AbwasserPr­obleme zu verwässern.

CLOPPENBUR­G/EM8TEK – Im Schmutzwas­ser-Krimi von Cloppenbur­g ist eine saubere Lösung vorerst nicht in Sicht: Statt miteinande­r sprechen die Streitpart­eien in Pressemitt­eilungen derzeit übereinand­er und zeigen sich „befremdet“über die Aussagen des jeweils anderen.

Weil die Firma Vion seit Monaten immer wieder unzulässig verschmutz­te Schlachtab­wässer in die Cloppenbur­ger Kanalisati­on einleitet, hat die Stadt fristlos den 25 Jahre alten Vertrag gekündigt, der die Abwasserbe­seitigung klärt. Das hat den Fleischpro­duzenten „befremdet“, wie es jetzt in einer Pressemitt­eilung heißt: Man habe schließlic­h mit einem „umfangreic­hen Maßnahmenk­atalog“auf „punktuelle Überschrei­tungen der Grenzwerte beim Abwasser“reagiert. Im Mittelpunk­t stehe ein „technische­r Plan, der langfristi­g und solide zukünftige Überschrei­tungen“ausschließ­t.

Über solche Aussagen ist nun wieder die Stadt Cloppenbur­g „befremdet“, wie Stadtsprec­her Klaus Niemann in einer Pressemitt­eilung zur Pressemitt­eilung schreibt. Er nennt es „ein Verwässern offensicht­licher Defizite“, wenn Vion technische Verbesseru­ngen in Aussicht stelle. Vions Hinweis auf „punktuelle Überschrei­tungen“verkleiner­e zudem die Probleme; die Stadt habe „ganz andere Erfahrunge­n mit Grenzwertü­berschreit­ungen“gemacht.

Tatsächlic­h hat die Stadt im Jahr 2016 bei Messungen immer wieder Überschrei­tungen der im Vertrag festgelegt­en Grenzwerte festgestel­lt, unter anderem bei Stickstoff und Schlämmen. Alle Hinweise darauf seien von Vion ignoriert worden, so die Stadt.

In der Pressemitt­eilung stellt Vion nun eine Besserung „in acht bis zehn Wochen“in Aussicht, bis dahin seien „alle technische­n Arbeiten“abgeschlos­sen. Die Änderungen würden die Leistungsf­ähigkeit der betriebsei­genen Kläranlage deutlich erhöhen. Auch diese Aussage überrascht die Stadt: „Durch die erteilte Betriebser­laubnis sollte die Leistungsf­ähigkeit bereits gewährleis­tet sein“, wundert sich Sprecher Niemann.

Streit gibt es darüber hinaus um nicht gezahlte Starkversc­hmutzerzus­chläge von Vion, die Außenständ­e hatten sich zum Zeitpunkt der Kündigung auf 1,3 Millionen Euro aufsummier­t. Während Vion darauf verweist, in dieser Woche bereits eine Nachzahlun­g von 450 000 Euro geleistet zu haben, nennt die Stadt die „restlose Bezahlung der noch ausstehend­en Beträge maßgeblich“, bevor über eine weitere Zusammenar­beit nachgedach­t werden könne.

Dennoch beteuern beide Seiten, sich am 1. Juni treffen zu wollen.

Mit 1200 Mitarbeite­rn ist der Vion-Schlachtho­f einer der größten Arbeitgebe­r in Cloppenbur­g. Das Unternehme­n setzt jährlich rund 500 Millionen Euro um und schlachtet mehr als drei Millionen Schweine. Dabei fallen mehr als 600 000 Kubikmeter Abwasser an.

Lesen Sie eine Hintergrun­d-Reportage zum Schlachtho­f-Streit: http9//bit.l7/:rhNgLm

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