„Nichtstun gehört zum Training dazu“
Golfgang Grandjean gibt Tipps zur Halbmarathon-Vorbereitung
OLDENBURG – „Muskel an Großhirn: Ich kann nicht mehr“Mit dieser Analogie an eine berühmte Geschichte des ostfriesischen Blödelbarden Otto Waalkes hat Wolfgang Grandjean die knapp 400 „Lauf geht’s“-Teilnehmer im Festsaal der Weser-Ems-Halle unterhalten – und versuchte in seinem launigen Vortrag bildlich zu erklären, was im menschlichen Körper so passiert, wenn man mit dem Laufen anfängt.
Langsam anfangen
„Muskel an Großhirn: Gib mal Kohlenhydrate!“Das ist die typische Reaktion – der Körper möchte Kohlenhydrate haben, um neue Energie zu gewinnen. Doch Kohlenhydrate sind „sehr endlich“, erklärt Lauf-Geht’s-Miterfinder Grandjean – deshalb geht es in dem Fitness- und Ernährungsprogramm „Lauf geht’s – in sechs Monaten zum Halbmarathon“auch darum, den Körper auf einen Fettstoffwechsel „umzugewöhnen“. Denn mit den Fetten, die selbst ein dünner Mensch im Körper hat, könnte er theoretisch drei Tage durchlaufen – „würde allerdings vorher einschlafen“, erklärt Grandjean.
Um den Körper so umzustellen, muss man lernen, langsam zu laufen – deshalb fangen viele Trainingspläne auch erstmal mit Walken an. Denn bei langsamem Tempo, also geringer Belastung und niedriger Herzfrequenz, verbrennt der Körper relativ gesehen mehr Fette – und hält länger durch. So weit – so logisch.
Pausen müssen sein
Doch dann gab Grandjean einen essentiellen Hinweis, der erstmal unlogisch klingt: „Ihr müsst Pausen machen, um effizienter zu trainieren.“Der Grund dafür heißt Superkompensation: Nach jeder Belastung regeneriert sich der Körper auf ein etwas höheres Level als das Ausgangsniveau – um sich auf erneute Reize
vorzubereiten. Dafür braucht er Zeit und Ruhe, der neue Reiz darf also nicht zu bald erfolgen. „Nichtstun gehört zum Training dazu“, betont Grandjean – sonst droht Übertraining.
Aber man darf auch nicht zu lange warten, denn dann denkt der Körper: „Da kommt ja gar nichts.“Was zum Training aber auch dazugehört, sind die Mobilisations- und Stabilisations-Übungen.
Man muss aber nicht zwingend jede Trainingseinheit machen, betonte Grandjean, zum Beispiel, wenn es zwickt, der Terminkalender voll ist, oder man im Urlaub entspannen möchte. Denn vor allem darf eines nicht fehlen: Der Spaß. Auch beim Lauftraining gilt, was Konstantin Wecker einst sagte: „Wer nicht genießt, wird ungenießbar.“