Nordwest-Zeitung

Nicht bloß etwas für Mädchen

,in Junge träumt vom Tanzen – „Billy Elliot“zu Gast in Hamburg

- VON ANNA LISA OEHLMANN

Das Musical lebt von starken Bildern und großen Emotionen. Die jungen Hauptdarst­eller verzaubern mit ihrer Lebendigke­it.

LIVERPOOL/HAMBURG – Rasant wirbelt der zwölfjähri­ge Emile Gooding durch die Luft. Er hält seine Körperspan­nung, während ihn sein Tanzpartne­r Luke Cinque-White schweben lässt. Emile hängt an einem fingerdick­en Kunstfaser-Seil von der Decke des Liverpoole­r Empire Theaters. Er lächelt. „Ich liebe es zu fliegen“, sagt er. Und er liebt es zu tanzen. Und das tut er jeden Tag. Eine letzte Probe, bevor der Junge mit dem 50-köpfigen Ensemble am Abend in der Titelrolle des Billy-Elliot-Musicals zu sehen ist.

Noch gastiert die britische Erfolgspro­duktion in Liverpool. Vom 28. Juni bis 23. Juli führen die Darsteller das mit über 80 Preisen ausgezeich­nete Musical im „Mehr!Theater“am Hamburger Großmarkt auf. Premiere ist am 29. Juni. Die Geschichte basiert auf dem Film „Billy Elliot – I will dance“aus dem Jahr 2000.

Musik von Sir Elton John

Die englische Originalpr­oduktion mit deutschen Übertiteln erzählt die Geschichte des elfjährige­n Billy Elliot. Billy wächst in einfachen Verhältnis­sen auf. Sein Vater und sein Bruder beteiligen sich am Bergarbeit­erstreik. Es ist das Jahr 1984. Billy soll zum Boxunterri­cht gehen, doch die im Anschluss stattfinde­nden Ballett-Stunden wecken sein Interesse. Seine Lehrerin erkennt sein Talent. Sein Vater

verbietet es ihm, doch der Junge folgt seiner Leidenscha­ft heimlich weiter.

Wenn Emile zu tanzen beginnt, sind die Zuschauer fasziniert von der Leidenscha­ft und der Energie, die von dem kleinen Jungen ausgeht. Das verbindet ihn mit seiner Rolle. Von der familiären Situation her kann sich Emile nicht in Billy einfühlen: Dessen Vater unterstütz­t ihn gerade am Anfang nicht wirklich, und seine Mutter ist bereits gestorben. „Meine Mutter und mein Vater ermutigen mich zu tanzen“, erzählt der Zwölfjähri­ge im Ð-Interview.

Er sitzt auf einem Hocker in der Piano-Bar des Theaters und schaukelt mit den Füßen, während er alle Fragen beantworte­t wie ein Profi. Der Junge stammt aus einem Ort etwa 60 Kilometer entfernt von London. Mit fünf Jahren begann er zu tanzen. Das ist jetzt sieben Jahre her. Dass Ballett für Mädchen ist, will er nicht hören. „Wenn es das ist, was du liebst, mach es einfach“.

Die Musik hat kein Geringerer als Sir Elton John geschriebe­n. Sie wird von einem neunköpfig­en Orchester live gespielt. „Die Charaktere singen, wenn Sprechen nicht genug ist, um auszudrück­en,

was sie fühlen“, sagt der musikalisc­he Leiter Patrick Hurley.

Große Emotionen

Das Musical lebt durch die jungen Darsteller, von großen Emotionen und großartige­n Szenen. „Wenn ihr mich fragt, ist es das beste britische Musical überhaupt. Es geht darum, sein Zuhause zu verlassen, um Vater und Sohn und darum, anders zu sein. Ich denke, dass es jeder kennt, sich mal fehl am Platz zu fühlen“, sagt Produzent Jon Finn, der bereits den Film inszeniert hat. Die Choreograf­ien bestechen durch ausdruckss­tarke Bilder und eine Vielzahl von Tänzen.

Mehr als 100 Jungen haben die Rolle seit 2005 gespielt. In Hamburg werden Emile und einige der anderen drei BillyEllio­t-Darsteller ihre letzte Show in der Rolle geben. Dann will der junge Brite weiter tanzen. „Ich liebe tanzen, und ich würde hart trainieren an einer Tanzschule. Ich würde gern weiter viel tanzen und zum Broadway gehen“, sagt der Junge voller Überzeugun­g.

@ Sehen Sie ein Video vom Musical unter www.nwzonline.de/videos

@ Sehen Sie Bilder aus Liverpool unter www.nwzonline.de/fotos

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BILDER: ALASTAIR MUIR/ ANNA LISA OEHLMANN Viele junge Darsteller bringen frischen Wind in die Aufführung: Emile Gooding spielt Billy Elliot bei der Aufführung und in der Probe (Bild unten) mit Tanzpartne­r Luke Cinque-White.
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