Ein feste Burg
Kas Versprechen auf die Atmosphäre der Gemeinschaft, auf fröhliche Feiern, stärkende Bibelarbeiten und ernsthafte Diskussionen lockt alle zwei Jahre mehr als hunderttausend Menschen zu den verschiedenen Standorten des Evangelischen Kirchentages. Das Gebilde Kirchentag ist so bunt und unterschiedlich wie seine Besucher. Die Mischung macht’s, ernsthaft und fröhlich, fromm und frech, mitleidend und feiernd – das können starke Impulse für den Kirchenalltag sein.
Die Kirchentage sind zu einer wichtigen christlichen Zeitansage geworden. Menschen suchen auf Kirchen- oder Katholikentagen, entgegen der oftmals bedrückenden Auszehrung und Vereinsamung im Alltag, das Erlebnis von Fülle. Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Quelle kirchlicher Gemeinschaft nicht immer bloß tröpfelt, sondern für ein paar Tage kraftvoll strömt – und dass sämtliche Spitzenvertreter des Staates darin baden.
Während die Kirchen unter Nachwuchsmangel leiden, ist das von Laien organisierte Treffen ein Magnet für Jugendliche. Nicht viele Kirchenveranstaltungen können von sich sagen, dass sie Jugendliche dazu bringen, eine ganze Nacht im Reisebus zu verbringen, damit sie teilnehmen können. Und für viele junge Menschen geht der Kirchentag in die Verlängerung: im großen Konfirmanden-Camp auf den Elbauen in Wittenberg.
Viele warten auf Antworten der Evangelischen Kirche zu ihren Fragen. Und diese müssen lautstark, fundiert und selbstbewusst formuliert werden. Sei es zum überkommenen Nebeneinander der großen christlichen Kirchen, der verkopften Ansprache an die Gläubigen oder dem Kampf um eine gerechte Weltordnung. Doch wer sich ausschließlich friedensbewegt, schöpfungsbewahrend, gleichberechtigt und interreligiös versteht, läuft Gefahr, sich nur im Kreis zu drehen. Nach Veranstaltungen zu den Gefahren des islamistischen Terrorismus, den Chancen neuer Technologien oder den Vorteilen der Marktwirtschaft musste man im Programmheft hingegen lange suchen.
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