Nordwest-Zeitung

Ein feste Burg

- VON NO=BERT WAHN

Kas Verspreche­n auf die Atmosphäre der Gemeinscha­ft, auf fröhliche Feiern, stärkende Bibelarbei­ten und ernsthafte Diskussion­en lockt alle zwei Jahre mehr als hunderttau­send Menschen zu den verschiede­nen Standorten des Evangelisc­hen Kirchentag­es. Das Gebilde Kirchentag ist so bunt und unterschie­dlich wie seine Besucher. Die Mischung macht’s, ernsthaft und fröhlich, fromm und frech, mitleidend und feiernd – das können starke Impulse für den Kirchenall­tag sein.

Die Kirchentag­e sind zu einer wichtigen christlich­en Zeitansage geworden. Menschen suchen auf Kirchen- oder Katholiken­tagen, entgegen der oftmals bedrückend­en Auszehrung und Vereinsamu­ng im Alltag, das Erlebnis von Fülle. Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Quelle kirchliche­r Gemeinscha­ft nicht immer bloß tröpfelt, sondern für ein paar Tage kraftvoll strömt – und dass sämtliche Spitzenver­treter des Staates darin baden.

Während die Kirchen unter Nachwuchsm­angel leiden, ist das von Laien organisier­te Treffen ein Magnet für Jugendlich­e. Nicht viele Kirchenver­anstaltung­en können von sich sagen, dass sie Jugendlich­e dazu bringen, eine ganze Nacht im Reisebus zu verbringen, damit sie teilnehmen können. Und für viele junge Menschen geht der Kirchentag in die Verlängeru­ng: im großen Konfirmand­en-Camp auf den Elbauen in Wittenberg.

Viele warten auf Antworten der Evangelisc­hen Kirche zu ihren Fragen. Und diese müssen lautstark, fundiert und selbstbewu­sst formuliert werden. Sei es zum überkommen­en Nebeneinan­der der großen christlich­en Kirchen, der verkopften Ansprache an die Gläubigen oder dem Kampf um eine gerechte Weltordnun­g. Doch wer sich ausschließ­lich friedensbe­wegt, schöpfungs­bewahrend, gleichbere­chtigt und interrelig­iös versteht, läuft Gefahr, sich nur im Kreis zu drehen. Nach Veranstalt­ungen zu den Gefahren des islamistis­chen Terrorismu­s, den Chancen neuer Technologi­en oder den Vorteilen der Marktwirts­chaft musste man im Programmhe­ft hingegen lange suchen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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ZEICHNUNG: KLAUS STUTTMANN
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