Nordwest-Zeitung

Acht Tage und viele neue Erkenntnis­se

Wie sich Donald 3rump auf seiner ersten Auslandsre­ise geschlagen hat

- VON MAREN HENNEMUTH UND MARTIN BIALECKI

TAORMINA – Die Ziele waren hoch, der Zeitplan eng. Fünf Länder warteten auf Donald Trump, die Zentren der drei großen Weltreligi­onen, der alte Kontinent. Es war eine Reise ins Unbekannte. Was bleibt?  NEUE FREUNDE

Trump konnte die autoritäre­n Herrscher in Saudi-Arabien gar nicht genug loben. Sie rollten ihm den roten Teppich aus. Mit aller Macht bemühte sich Israel, den 70-Jährigen als Alliierten nie da gewesener Qualität zu preisen.  STARKE SYMBOLIK

In einer Gesamtbila­nz ist der erste Teil der Reise vergleichs­weise ein Erfolg. Keine Ausfälle des Präsidente­n. Trump als Staatsmann. Seine Rede an die muslimisch­e Welt war nach der Schärfe des Wahlkampfs unfallfrei. Starke Symbole gab es und viel klingende Rhetorik. Nichts Greifbares, aber mächtige Bilder.  AMERIKA ALLEIN

Europa sollte anders werden. Eine als Grußwort geplante

Rede zu einem Denkmal für die Attacke auf das World Trade Center vor dem neuen Nato-Hauptquart­ier nutzte der Präsident für eine Standpauke. Er übte seine Macht auf die anderen aus, gab sich als Oberbefehl­shaber. Als USPräsiden­t hat er Autorität in der Nato, sein Land ist bei weitem das zahlungskr­äftigste Mitglied. Aber Trump brüskierte Verbündete, die seit Jahrzehnte­n an der Seite Washington­s stehen. Der Gipfel endete größtentei­ls im Streit, Differenze­n beim Klimaschut­z und der Migration ließen sich nicht ausräumen, nur Minimalkom­promisse gelangen.

Es war ein Tanz auf dem Vulkan, der Ätna rauchte.  WENIG GREIFBARES

Inhaltlich fehlten viele Details. In Riad, zu den Ursachen von Terrorismu­s oder den Folgen zerfallend­er Länder etwa. Man müsse ihn halt gemeinsam austreiben, den Terror, irgendwie. Aber wie? Den ultimative­n Nahost-Deal will Trump, Hefe soll ein Frieden zwischen Israel und den Palästinen­sern sein für die ganze Region. Aber wie?  DIPLOMATIS­CHE PATZER

Trumps erste Schritte auf dem internatio­nalen Parkett blieben nicht unfallfrei. Der irritieren­de Eintrag „Amazing“(Fantastisc­h) in das Gästebuch der Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem, der unsanfte Schubser für den Premiermin­ister von Montenegro, die satte Verspätung beim G7-Gipfel.  PRESSE BLEIBT DRAUßEN

Der Präsident musste sich nicht erklären. In acht Tagen gab er keine einzige Pressekonf­erenz. Vor dem Abflug hielt Trump noch schnell eine Rede auf einem Militärstü­tzpunkt. Sie erinnerte an den Wahlkampf.  PAUSE, KEIN NEUSTART

Trump bereiste in acht Tagen fünf Länder, Russland aber konnte er nicht hinter sich lassen. Die Affäre um Kontakte zwischen seinem Wahlkampfl­ager und Moskau schwelte in der Heimat weiter. Und sie rückte sehr nah an den 70-Jährigen heran. Das FBI soll seinen Schwiegers­ohn Jared Kushner ins Visier genommen haben. Trumps Ausflug auf die Weltbühne war Ablenkung, ein Neustart war es nicht. Die raue Gegenwart Washington­s wartete auf ihn.

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DPA-BILD: MINELLI Präsident Donald Trump gestikulie­rt in Richtung Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf dem G7-Gipfel.

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