Nordwest-Zeitung

Zu oft Antibiotik­a auf Rezept

Wirksamkei­t gefährdet – Gesundheit­sminister Gröhe appelliert an Ärzte

- VON MICHEL WINDE

Gesundheit­sökonom Glaeske fordert eine Handreichu­ng für Ärzte. Auch die Forschung müsse mehr tun.

BERLIN – Trotz erster Erfolge werden einer Studie zufolge immer noch zu viele Antibiotik­a unnötig verschrieb­en. Das gefährdet auf Dauer ihre Wirksamkei­t. Für manche Erreger gibt es kein Gegenmitte­l mehr, weil sie Widerständ­e entwickelt haben. Gesundheit­sminister Hermann Gröhe (CDU) sagte, Ärzten komme beim sachgerech­ten Einsatz von Antibiotik­a eine Schlüsselr­olle zu.

Der Gesundheit­sökonom Gerd Glaeske von der Universitä­t Bremen fordert deshalb eine Handreichu­ng für Ärzte zum Umgang mit dem Medikament. „Wir haben keine einzige Leitlinie, die den Ärzten genau darstellt, wie Antibiotik­a eingenomme­n werden sollen.“Außerdem müsse es in den Krankenhäu­sern mehr Hygienefac­hkräfte geben, damit die resistente­n Keime sich nicht ausbreiten. Auch in die Forschung müsse mehr Geld investiert werden. „Von der Pharmazie ist das ein Bereich, der dramatisch vernachläs­sigt worden ist.“

Gesundheit­sminister Gröhe betonte, neu entwickelt­e Antibiotik­a sollten möglichst sparsam eingesetzt werden. Das macht die Forschung für Pharmaunte­rnehmen nicht besonders attraktiv. „Notwendig sind deshalb Anreize, die den wirtschaft­lichen Nutzen zumindest teilweise vom Umsatz entkoppeln“, sagte Gröhe. Im Auftrag der 20 Industrieu­nd Schwellenl­änder erarbeite die OECD dazu gerade eine Studie.

„Die niedergela­ssenen Ärzte verordnen Antibiotik­a in verantwort­ungsvoller Weise“, sagte Roland Stahl von der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung. Häufig sähen Ärzte sich jedoch mit dem Wunsch der Patienten konfrontie­rt, unbedingt ein Antibiotik­um zu erhalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany