Nordwest-Zeitung

Grenze erreicht

- VON ANDREA; HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Ner Einsatz startete holprig, begann bereits mit Pannen und war zuletzt mehr und mehr von den deutsch-türkischen Differenze­n überschatt­et. Jetzt endet er im offenen Streit. Die Provokatio­nen der türkischen Führung können nicht länger geduldet werden. Die Mission der Bundeswehr in Incirlik muss beendet und andernorts fortgesetz­t werden. Viel zu lange schon hatte die Bundesregi­erung, allen voran Kanzlerin Angela Merkel, falsche Zurückhalt­ung geübt, angesichts der stetigen Drohungen Ankaras, das Flüchtling­sabkommen mit der EU platzen zu lassen, lieber auf Appeasemen­t-Politik gesetzt. Am Ende hat die Beschwicht­igung nicht zum Erfolg geführt, ist die Bundeswehr mehr und mehr zum Spielball des sich weiter zuspitzend­en deutsch-türkischen Konflikts geworden.

Auch Bundesauße­nminister Sigmar Gabriels letzter Versuch, vielleicht doch noch eine Aufhebung des Besuchsver­bots für Bundestags­abgeordnet­e bei der Truppe in der Türkei zu erreichen, ist gescheiter­t. Die Bundeswehr ist eine Parlaments­armee. Über ihre Einsätze wie in Incirlik entscheide­t der Bundestag. Und dessen Abgeordnet­e müssen jederzeit die Möglichkei­t haben, sich über die Bedingunge­n vor Ort ein Bild machen zu können.

Dass die Bundeswehr künftig nicht mehr von Incirlik, sondern womöglich aus Jordanien ihren bescheiden­en Beitrag im Kampf gegen den Terror des Islamische­n Staates leisten dürfte, wird keine gewaltigen Auswirkung­en auf die Mission der internatio­nalen Allianz haben. Die Regierung in Ankara allerdings, die hier mit dem abstrusen Vorwurf arbeitet, Berlin würde den PKK-Terror im Land unterstütz­en, disqualifi­ziert sich mit ihrem Vorgehen und kann nicht länger als zuverlässi­ges Nato-Mitglied gelten. Nicht nur Berlin muss hier klare Kante zeigen, auch die Partner in der Allianz sollten deutlich machen, dass man im Bündnis zu seinen Verpflicht­ungen stehen muss.

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