Nordwest-Zeitung

Jüdin stillt palästinen­sisches Baby

Mutter des Kindes nach Autounfall im Koma – Krankensch­wester hat selbst kleinen Jungen

- VON SARA LEMEL

7ie verzweifel­ten Tanten hatten die Krankensch­wester gebeten, nach einer Amme zu suchen. 7ie stillenden Mutter zögerte nicht lange und bot an, es selbst zu tun.

JERUSALEM – Eine jüdische Krankensch­wester hat in Israel für Aufsehen gesorgt, weil sie das Baby einer schwer verletzten Palästinen­serin gestillt hat. Die Mutter liege nach einem Autounfall im Koma und werde in einem Jerusaleme­r

Krankenhau­s behandelt, sagte die Schwester Ola Ostrovsky-Zak am Montag. Der

Vater wurde am Freitag bei dem Frontalzus­ammenstoß getötet, das neun Monate alte Baby leicht verletzt. In sozialen Netzwerken gab es viel Lob für das Verhalten der Krankensch­wester.

Der hungrige Junge habe sich sieben Stunden lang geweigert, aus einer Flasche zu trinken oder auf andere Art zu essen, erzählte Ostrovsky-Zak. „Er ist daran gewöhnt, nur gestillt zu werden“, sagte sie. „Er weinte und war sehr unruhig.“Die verzweifel­ten Tanten hätten die Krankensch­wester gebeten, nach einer Amme zu suchen.

„Als stillende Mutter habe ich nicht gezögert und ihnen angeboten, es selbst zu tun“, erzählte die Schwester, die in der Notaufnahm­e arbeitet und selbst einen eineinhalb Jahre alten Sohn hat. Sie habe das Baby während ihrer Schicht insgesamt fünf Mal an die Brust gelegt. „Er beruhigte sich sofort, war satt und schlief auf meinem Arm ein.“

Die Tanten des Babys hätten sie daraufhin umarmt. „Sie waren erstaunt, dass eine Jüdin bereit ist, ihn zu stillen“, erzählte Ostrovsky-Zak. „Aber ich habe ihnen gesagt, dass jede Mutter das tun würde.“Nach seiner Entlassung aus der Klinik sollte der Kleine im Hause seiner Großeltern von einer anderen Angehörige­n weiter gestillt werden.

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DPA-BILD: SPRECHER Krankensch­wester Ola Ostrovsky-Zak mit dem palästinen­sischen Jungen und einer seiner Angehörige­n

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