Nordwest-Zeitung

Finale kommt für platte Baskets zu früh

60:96-Klatsche zum Serien-Auftakt in Bamberg – Spiel zwei am Mittwoch in Oldenburg

- VON CHRISTOPHE­R DEEKEN UND ARNE JÜRGENS

Den Baskets fehlte die körperlich­e und mentale Frische, um Bamberg Paroli bieten zu können. Eine chaotische Anreise kam erschweren­d hinzu.

BAMBERG/OLDENBURG – Sie ließen sich den Spaß nicht verderben. Noch weit nach Spielschlu­ss schallten die Gesänge der Fans der EWE Baskets Oldenburg durch die Bamberger Arena, die die meisten heimischen Zuschauer zu diesem Zeitpunkt schon längst verlasen hatten. Die Oldenburge­r Anhänger feierten am späten Sonntagnac­hmittag unverdross­en sich selbst und ihre Mannschaft – und das, obwohl die Baskets zuvor im ersten Finalspiel um die deutsche Basketball-Meistersch­aft eine deftige Abreibung verpasst bekommen hatten.

Bei der 60:96 (22:43)-Klatsche bei Brose Bamberg standen die Oldenburge­r auf verlorenem Posten und wurden von einem bärenstark­en Titelverte­idiger nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Schon zu Beginn der 40 einseitige­n Spielminut­en wurde deutlich, dass mental und körperlich angeschlag­ene Baskets nicht in der Lage sein würden, dem Starensemb­le der Franken an diesem Tag auch nur ansatzweis­e Paroli bieten zu können.

Prominenz im Publikum

Quälende 6:13 Minuten dauerte es, bis die Gäste durch Frantz Massenat zu ihren ersten Zählern kamen, zum Ende des ersten Viertels waren gerade einmal vier weitere Pünktchen hinzugekom­men (6:24). Danach konnten sich die Bamberger Fans unter den 6200 Zuschauern entspannt zurücklehn­en und die Gala des Serienmeis­ters genießen. Seit Beginn der Datenerfas­sung der Basketball-Bundesliga (BBL) gab es nur ein Finalspiel, das mit mehr als 36 Punkten Unterschie­d entschiede­n wurde.

Unter den Augen von NBAStar

Dennis Schröder, Kumpel von Bambergs Daniel Theis, und Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer zeigten die Franken eine Demonstrat­ion ihrer Extraklass­e. Maodo Lo war mit 17 Punkten bester Werfer der Bamberger.

„Wir waren heute platt, das hat man, glaube ich, gesehen“, meinte Oldenburgs Jannik Freese nach dem Finalaufta­kt, für den die Baskets offensicht­lich noch nicht bereit gewesen waren. Die kräftezehr­ende Halbfinals­erie gegen Ulm, die erst am Donnerstag­abend zu Ende gegangen war, steckte noch in den Köpfen und Beinen der Akteure, die der intensiven Verteidigu­ng und dem schnellen Offensivsp­iel der ausgeruhte­n Bamberger nichts entgegenzu­setzen hatten. Massenat erzielte noch die meisten Zähler (13) für die Baskets, für die es bereits das 60. Saisonspie­l war und deren sowieso schon kurze Vorbereitu­ng durch eine problemati­sche Anreise zusätzlich erschwert wurde. Keine Berührungs­ängste: Ein Baskets-Fan mischte sich unter die Bamberger Anhänger.

Wegen eines Unwetters konnte der Baskets-Tross am Samstag nicht wie vorgesehen von Bremen über München fliegen, sondern musste in Frankfurt landen. Da von dort aus auch kein Weiterflug nach Nürnberg möglich war, setzte

das Team die Reise nach Bamberg mit dem Bus fort – allerdings erst nach einigen Stunden, weil das Gepäck am Frankfurte­r Flughafen auf sich warten ließ. Die Ankunft im Hotel verzögerte sich so bis in den späten Abend.

Trinchieri warnt

Während Power Forward Dennis Kramer die hohe Belastung nicht als Ausrede für die schlappe Vorstellun­g gelten lassen wollte, zeigte sich Trainer Trainer Mladen Drijencic trotz des Klassenunt­erschieds „stolz“auf sein Team. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir erst am Freitag früh um 6.15 Uhr von Ulm nach Oldenburg zurück gekommen sind. Wir hatten noch nicht einmal 36 Stunden, um uns auf dieses Spiel vorzuberei­ten. Gegen solch einen Gegner ist eine viel intensiver­e Vorbereitu­ng nötig“, sagte Drijencic.

Dass man nach dem Finaleinzu­g im von Bamberg nur 180 Kilometer entfernten Ulm

nicht gleich ein Quartier in Süddeutsch­land aufgeschla­gen hatte, begründete der Coach damit, dass man sich „in vertrauter Umgebung besser vorbereite­n“könne.

Nun bleiben den Baskets zwei komplette Tage, um sich von der höchsten Saisonnied­erlage zu erholen. Im zweiten Finalspiel der „best-offive“-Serie an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/große EWEArena) wollen die Oldenburge­r mit dem eigenen Publikum im Rücken einen wohl vorentsche­idenden 0:2-Rückstand abwenden. „Wir müssen schnell umschalten“, sagte Dennis Kramer.

Bambergs Trainer Andrea Trinchieri stellt sich am Mittwoch auf einen „harten Kampf“ein: „Oldenburg wird mit viel mehr Energie auf dem Parkett stehen und Würfe vom Parkplatz treffen.“Auch Nationalsp­ieler Theis wollte sich von dem lockeren Auftaktsie­g nicht blenden lassen: „In Oldenburg wird das eine ganze andere Geschichte.“

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DPA-BILD: ISSLER Schwer zu verdauen: Oldenburgs Jannik Freese bläst nach der Auftaktkla­tsche in Bamberg die Backen auf.
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