Real bietet Zidane lebenslänglich
44-Jähriger feiert mit Madrid 4:1-Finalsieg gegen Turin
Der Franzose galt einst als Verlegenheitslösung auf der Trainerbank. Nun sammelt er mit Real Titel um Titel.
CARDIFF/MADRID – Zinédine Zidane (44) fühlte sich geschmeichelt, aber das Angebot des Vereinspräsidenten wollte der Erfolgstrainer trotz aller Euphorie nicht annehmen. „Ich weiß nicht, ob ich für den Rest meines Lebens hier bleiben werde“, sagte der Franzose: „Aber ich kann versichern, dass ich bislang jede Minute genossen habe.“
Die erfolgreiche Titelverteidigung von Real Madrid in der Champions League war nur wenige Stunden alt, die Feierlichkeiten nach dem 4:1-Finalsieg gegen Juventus Turin noch nicht verklungen und die Worte vom mächtigen Club-Boss Florentino Perez vielleicht auch deshalb ungewohnt forsch. Noch immer beseelt von der überragenden Saison seiner Fußballmannschaft sprach der Königlichste aller Königlichen bemerkenswerte Sätze aus. Er erklärte, dass Zidane ja schon „2001 unser Niveau als Spieler angehoben“habe und nun auch „der beste Trainer der Welt“sei. Die Folge: „Zizou kann für den Rest seines Lebens bei Real Madrid bleiben.“
Seit etwas mehr als 16 Monaten schwingt Zidane erst das Zepter als Cheftrainer beim spanischen Rekordchampion, dem er in dieser
Saison den ersten Meistertitel seit fünf Jahren beschert hat. Mit sehr akribischer Arbeit, dem nötigen Sachverstand und menschlichem Feingefühl tat er dies, und es überraschte daher nur wenig, dass er im selben Atemzug mit den Allergrößten seiner Zunft genannt wurde.
„Ich soll plötzlich der Beste sein?“, fragte Zidane, als er nach dem Finale in Cardiff auf
Ikonen wie Arrigo Sacchi oder Sir Alex Ferguson angesprochen und mit den Star-Trainern José Mourinho und Pep Guardiola verglichen wurde. „Das würde ich nun nicht behaupten“, meinte Zidane: „Schließlich war ich zu Beginn noch skandalös schlecht.“
Etwas Genugtuung schwang in seinen Worten mit, denn tatsächlich waren die Stimmen der Kritiker laut gewesen, als Perez am 4. Januar 2016 Zidane aus dem Hut zauberte. Zuvor hatten schließlich Trainer mit einer ansehnlichen, erfolgreichen Vita die Madrilenen gecoacht – und nun sollte einer das Team führen, der zwar ein herausragender Spieler gewesen war, zuvor aber lediglich als Co-Trainer oder Chef der BMannschaft gearbeitet hatte? „Er hat es geschafft, jedem das Gefühl zu geben, dass er wichtig ist“, sagte Weltmeister Toni Kroos rückblickend auf die bisherige Arbeit Zidanes: „Er ist eine Persönlichkeit, der jeder zuhört.“
In Cardiff entschieden die Madrilenen das Spiel mit einer starken Leistung in der zweiten Hälfte. Reals Führung durch Cristiano Ronaldo (20. Minute) glich Mario Mandzukic noch aus (27.). Danach trafen Casemiro (61.), Ronaldo (64.) und Marco Asensio (90.) für den späteren Sieger.