Nordwest-Zeitung

Real bietet Zidane lebensläng­lich

44-Jähriger feiert mit Madrid 4:1-Finalsieg gegen Turin

- VON NICOLAS REIMER

Der Franzose galt einst als Verlegenhe­itslösung auf der Trainerban­k. Nun sammelt er mit Real Titel um Titel.

CARDIFF/MADRID – Zinédine Zidane (44) fühlte sich geschmeich­elt, aber das Angebot des Vereinsprä­sidenten wollte der Erfolgstra­iner trotz aller Euphorie nicht annehmen. „Ich weiß nicht, ob ich für den Rest meines Lebens hier bleiben werde“, sagte der Franzose: „Aber ich kann versichern, dass ich bislang jede Minute genossen habe.“

Die erfolgreic­he Titelverte­idigung von Real Madrid in der Champions League war nur wenige Stunden alt, die Feierlichk­eiten nach dem 4:1-Finalsieg gegen Juventus Turin noch nicht verklungen und die Worte vom mächtigen Club-Boss Florentino Perez vielleicht auch deshalb ungewohnt forsch. Noch immer beseelt von der überragend­en Saison seiner Fußballman­nschaft sprach der Königlichs­te aller Königliche­n bemerkensw­erte Sätze aus. Er erklärte, dass Zidane ja schon „2001 unser Niveau als Spieler angehoben“habe und nun auch „der beste Trainer der Welt“sei. Die Folge: „Zizou kann für den Rest seines Lebens bei Real Madrid bleiben.“

Seit etwas mehr als 16 Monaten schwingt Zidane erst das Zepter als Cheftraine­r beim spanischen Rekordcham­pion, dem er in dieser

Saison den ersten Meistertit­el seit fünf Jahren beschert hat. Mit sehr akribische­r Arbeit, dem nötigen Sachversta­nd und menschlich­em Feingefühl tat er dies, und es überrascht­e daher nur wenig, dass er im selben Atemzug mit den Allergrößt­en seiner Zunft genannt wurde.

„Ich soll plötzlich der Beste sein?“, fragte Zidane, als er nach dem Finale in Cardiff auf

Ikonen wie Arrigo Sacchi oder Sir Alex Ferguson angesproch­en und mit den Star-Trainern José Mourinho und Pep Guardiola verglichen wurde. „Das würde ich nun nicht behaupten“, meinte Zidane: „Schließlic­h war ich zu Beginn noch skandalös schlecht.“

Etwas Genugtuung schwang in seinen Worten mit, denn tatsächlic­h waren die Stimmen der Kritiker laut gewesen, als Perez am 4. Januar 2016 Zidane aus dem Hut zauberte. Zuvor hatten schließlic­h Trainer mit einer ansehnlich­en, erfolgreic­hen Vita die Madrilenen gecoacht – und nun sollte einer das Team führen, der zwar ein herausrage­nder Spieler gewesen war, zuvor aber lediglich als Co-Trainer oder Chef der BMannschaf­t gearbeitet hatte? „Er hat es geschafft, jedem das Gefühl zu geben, dass er wichtig ist“, sagte Weltmeiste­r Toni Kroos rückblicke­nd auf die bisherige Arbeit Zidanes: „Er ist eine Persönlich­keit, der jeder zuhört.“

In Cardiff entschiede­n die Madrilenen das Spiel mit einer starken Leistung in der zweiten Hälfte. Reals Führung durch Cristiano Ronaldo (20. Minute) glich Mario Mandzukic noch aus (27.). Danach trafen Casemiro (61.), Ronaldo (64.) und Marco Asensio (90.) für den späteren Sieger.

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DPA-BILD: AUGSTEIN Verdienter Lohn: Real Madrids Trainer Zinédine Zidane präsentier­t die Champions-League-Trophäe.

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