100 Gewaltdelikte nicht verhandelt
Bremer Landgericht überfordert
BREMEN/DPA – Am Landgericht Bremen ist die Zahl der unerledigten Strafsachen deutlich gestiegen. Im vergangenen Jahr gab es 208 nicht abgeschlossene Strafverfahren – 36 mehr als 2015. Darunter waren rund 100 schwerwiegende Fälle wie Gewalt- und Sexualdelikte.
„Wir sind – weil wir mit Haftsachen ausgelastet sind – nicht in der Lage, die gewichtigen Verfahren zeitnah zu verhandeln“, sagte Gerichtspräsidentin Karin Goldmann. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Verfahren, bei denen Angeklagte in Untersuchungshaft sitzen, zuerst bearbeitet werden. Laut Goldmann ist die Zahl der Haftsachen deutlich gestiegen.
Die elf niedersächsischen Landgerichte haben nach Angaben des niedersächsischen Justizministeriums solche Probleme nicht. Eine übermäßige Belastung durch Haftsachen sei nicht bekannt, sagte eine Sprecherin. Die Justiz sei personell gut aufgestellt. „Sie erledigt Verfahren schnell und zuverlässig.“
Die Situation in Bremen ist aus Sicht des Gerichts für alle Beteiligten schwierig. „Die Bestände sind eine große Belastung“, sagte Goldmann. Für die Opfer von Gewalt- und Sexualdelikten könne die Verzögerung dramatisch sein. „Sie würden das gerne verarbeiten. Das gelingt schlecht, wenn man die Verhandlung noch vor sich hat.“Für die Richter sei es mitunter eine große Herausforderung, Geschehen aufzuklären, die viele Jahre zurückliegen.